Spätestens wenn man als Frau irgendwann die obligatorische 3 vorne stehen hat, ist das Alter erreicht, in dem man sich einer Frage aus dem Umfeld nicht mehr entziehen kann: „Und was ist mit Kindern?“ Egal ob beim Frauenarzt, im Bekanntenkreis oder natürlich aus der charmanten Familie – es scheint plötzlich kein spannenderes Thema mehr zu geben, als die Zukunftspläne meiner Eierstöcke.
Wenn ich es mir leicht machen will, antworte ich einfach mit einem „Ja, ja, bald“ und wechsele schnell das Thema. Wehe aber, ich wage es, den Satz auszusprechen: „Ich möchte keine Kinder.“ Entsetzen, Aufschreien, mitleidige Blicke! Winter is coming! Als Frau ohne Kind(erwunsch) wird man in unserer Gesellschaft leider ziemlich schnell abgestempelt – als selbstsüchtig, karrieregeil, kinderfeindlich oder einfach nur seltsam. No-Child-Shaming nenne ich das Ganze.
Ein Leben im Mama-Abseits
Ich sag' es einfach mal so, wie es ist: Ich genieße es, am Sonntagmorgen nicht um 6 Uhr von einem plärrenden Kind geweckt zu werden. Ich finde es gut, dass ich morgen spontan in den Urlaub fliegen kann, ohne mir Gedanken um die Kinderbetreuung machen zu müssen. Und generell vermisse ich in meinem Leben keine vollgekackten Windeln, Legosteine auf dem Fußboden und Kindersabber auf meinen Klamotten. Ich verbringe meine Wochenenden tatsächlich lieber beim Sport, mit Freunden im Café oder allein entspannt in der Badewanne, statt umringt von Kindergeschrei auf dem Spielplatz, auf Kindergeburtstagen oder beim Mutter-Kind-Schwimmen. Ich hatte noch nie einen Kinderwunsch und selbst im Kindergarten keinen Spaß am Mutter-Vater-Kind-Spiel.
Warum sind viele Menschen so intolerant und können nicht akzeptieren, dass es eben auch Frauen gibt, deren großes Ziel im Leben NICHT das Kinderkriegen ist? Ich kann schon gar nicht mehr aufzählen, wie oft ich Sätze wie: „Der Kinderwunsch kommt schon irgendwann!", „Tickt deine biologische Uhr noch nicht?", oder „Erst als Mama weiß man, was echte Liebe ist", zu hören bekomme.
„Du wirst es irgendwann bereuen!“
Hat hier jemand eine Zeitmaschine gebaut oder wieso wissen plötzlich alle so genau, wie meine Zukunft aussehen wird? Vielleicht werde ich es bereuen, keine Kinder bekommen zu haben. Vielleicht aber auch nicht. Niemand kann schließlich heute vorhersagen, wie ich mich mit 40, 60 oder 80 Jahren fühle. Daher sollte dieses Argument nie das Argument FÜR ein Kind sein. Es mag Menschen geben, für die sind Kinder der einzige Lebensinhalt – das ist absolut ok. Nur gilt das eben nicht für alle. Ich finde mein Leben nämlich ohne Kinder verdammt gut und das ist nichts, wofür ich mich ständig entschuldigen oder erklären möchte.
„Du bist doch kinderfeindlich!“
Apropos entschuldigen! Schnell wird einem Kinderfeindlichkeit unterstellt. Eine Frau, die keine Kinder will, muss scheinbar automatisch alle Kinder hassen. Dabei sind es oft genau die, die für sich und ihre Kinder vom Rest der Gesellschaft mehr Toleranz fordern, die den Kinderlosen gegenüber am intolerantesten sind. Wenn ich akzeptieren kann, dass es Mama-Kind-Cafés gibt, dann könnt ihr doch auch akzeptieren, dass es Cafés mit Kinderverbot gibt, oder nicht?
Im Übrigen genieße ich meine Rolle als „Pank“ (= professional aunt no kids) in vollen Zügen, baue Lego-Raumschiffe und backe Minion-Plätzchen mit meinen zwei Neffen. Ich bin aber jedes Mal froh, wenn ich sie nach einigen Stunden wieder an ihre Eltern übergeben kann und alleine nach Hause fahre. Ein Leben mit eigenen Kindern kann sicherlich wunderschön und erfüllend sein. Ein Leben ohne aber auch.
Bildquelle: stocksy/Audrey Shtecinjo, Paramount
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