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Wirklich angeboren?

Mutterliebe: Einer großen Emotion auf der Spur

Mutterliebe: Mutter und Kind

Mutterliebe gilt als die stärkste und ursprünglichste Emotion der Welt. Sie wird wie selbstverständlich vorausgesetzt, kaum dass das Baby das Licht der Welt erblickt hat. Eine Mutter, die ihr Kind nicht direkt von ganzem Herzen liebt? Oder für das erste Kind anders empfindet als für das zweite? Für viele unvorstellbar. Doch wie sieht die Realität aus?

Du hast die ein oder andere werdende Mama in deinem Freundeskreis oder folgst ihr in den sozialen Medien? Dann ist dir bestimmt schonmal aufgefallen, dass viele sogar schon während der Schwangerschaft von der großen Liebe zu ihrem ungeborenen Kind sprechen. Sind die Babys dann auf der Welt, scheint diese Liebe ins Unermessliche zu wachsen. Unzählige Bilder und Postings mit Liebesbekundungen lassen keinen anderen Eindruck zu.

Social Media vs. Realität

Und doch hast du bestimmt schon mal von Müttern gehört, die ihr Kind direkt nach der Geburt nicht annehmen und versorgen konnten. Oder die irgendwann später davon berichtet haben, dass die Liebe zu ihrem Kind erst wachsen musste und nicht von Anfang an da war. Und leider gibt es auch Mütter (und natürlich auch Väter), die ihre Kinder körperlich oder seelisch misshandeln, vernachlässigen und ihnen noch Schlimmeres antun.

Wie passt das alles mit der gängigen Vorstellung von Mutterliebe zusammen? Ist Mutterliebe am Ende gar nicht automatisch vorhanden, angeboren und unumstößlich? Wie kann man erklären, dass auch Frauen für Kinder, die nicht ihre leiblichen sind, Mutterliebe empfinden? Um Antwort auf diese Fragen zu finden, hilft es, einen Blick auf die Forschung zu werfen.

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Wie entwickelt sich Mutterliebe? Das sagen die Wissenschaften

Die etwas ernüchternde Erkenntnis direkt vorweg: Eine eindeutige Antwort darauf, wie sich Mutterliebe entwickelt, können uns auch die verschiedenen Wissenschaften bisher nicht geben. Aber interessant sind die verschiedenen Erklärungsversuche allemal!

Die Anthropologie

Anthropologen gehen davon aus, dass es für ein Kind von größter Wichtigkeit ist, eine primäre Bezugsperson zu haben. Nur so können sie das sogenannte Urvertrauen ausbilden. Dies muss aber nicht zwingend die Mutter sein; nicht nur durch sie kann ein Kind Urvertrauen aufbauen. Primäre Bezugspersonen können ebenso der Vater, Oma und Opa oder auch Menschen sein, die nicht blutsverwandt sind (wie z.B. eine Adoptivmutter oder -Vater). Die Liebe, die die primäre Bezugsperson durch die Fürsorge nach und nach zu dem Kind aufbaut, ist somit unabhängig davon, wer das Kind geboren hat. Mutterliebe kann nach dieser Theorie jeder Mensch entwickeln.

Die Biologie

Biologen gehen davon aus, dass Mutterliebe ein Produkt der Evolution ist. Menschen müssen ihre Kinder sehr lange umsorgen, bis sie selbständig sind. Die Mutterliebe dient nach dieser Theorie dazu, den Schutz der Kind und ihre Sozialisierung zu gewährleisten und somit der Aufrechterhaltung ihrer Art. Mutterliebe wäre demnach genetisch bedingt und angeboren.

Allerdings gibt es in der Biologie auch Kenntnis darüber, dass sowohl Menschen als auch andere hochentwickelte Säugetiere sehr wohl dazu in der Lage sind, ohne die Liebe einer biologischen Mutter aufzuwachsen. Das würde dafür sprechen, dass sie nicht zwingend notwendig ist für die Aufrechterhaltung einer Art.

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Die Psychologie

Unter den verschiedenen Strömungen in der Psychologie ist besonders die Verhaltenspsychologie beim Thema „Mutterliebe" interessant. Aus der Tierwelt ist beispielsweise bekannt, dass Schafmütter, die ihr Baby direkt nach der Geburt weggenommen bekommen, dieses nicht mehr akzeptieren. Bei Menschen hat man beobachtet, dass im Fall von vertauschten Kindern die Mütter zum Teil nur widerwillig ihr biologisches Baby zurücknahmen.

Die Medizin

Neben den Hormonen, die den Körper der Mutter während der Geburt durchfluten, die Schmerzen etwas erträglicher machen und für eine enge Bindung zum Neugeborenen sorgen (das ist aus dem Bereich der Medizin bekannt), scheinen bei Menschen Erfahrung und Lernen wichtig für die Entwicklung von Mutterliebe zu sein. Damit wäre dann auch zu erklären, dass viele Mütter nach der Geburt noch ein wenig Zeit brauchen, bis sie eine tiefe Liebe zu ihrem Neugeborenen empfinden.

Ist Mutterliebe nun angeboren oder entwickelt sie sich erst mit der Zeit?

Die Antwort muss wohl lauten: sowohl als auch. Wissenschaftler haben sowohl eine gewisse genetische Disposition gefunden, Mutterliebe zu erleben: Frauen, die selber wenig oder keine Mutterliebe empfangen haben, können unter Umständen diese selbst nicht geben. Das ist einer der Erklärungsversuche der Wissenschaft für Mütter, die ihre Kinder massiv vernachlässigen oder ihnen sogar Schlimmeres antun.

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Richtig scheint aber auch zu sein, dass Mutterliebe teilweise erlernt und durch Erfahrung beeinflusst wird. Und so ist es eben auch ganz normal, wenn du als Neumama nicht direkt davon sprechen kannst, dein Kind über alles zu lieben. Du bist keine schlechte Mutter deswegen. Nehmt euch die Zeit, euch kennenzulernen und genieße das langsam immer größer werdende Gefühl von Mutterliebe in allen Zügen – und in deinem Tempo.

Ist Mutterliebe anders als Vaterliebe?

War es noch vor gar nicht allzu langer Zeit absolut üblich, dass der Vater arbeiten ging und die Mutter zuhause bei den Kindern blieb, sieht das heute zum Glück anders aus. Immer mehr Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen als die wenigen Momente zwischen Zurück-aus-dem-Büro und Jetzt-ist-Schlafenszeit. Sie nehmen sich die Elternzeit, die ihnen zusteht und übernehmen im gleichen Maß Verantwortung für die Betreuung der Kinder, wie Frauen.

Lieben Väter heute mehr?

Das heißt nicht, dass Väter ihre Kinder heute mehr lieben als früher. Auch bei Vätern spielen Erfahrungen, Lernen und Genetik eine Rolle im Zusammenhang mit der Liebe zu ihren Kindern. Da sie aber heutzutage mehr Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen und sich ihre Rolle innerhalb der Familie verschiebt, ist ihr Verhältnis zu den Kindern oftmals inniger als es früher möglich war.

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Wie fühlt sich Mutterliebe an?

Du wirst bald Mama und fragst dich, wie sich diese besondere Form von Liebe anfühlen wird? Oder hast du gerade dein Baby bekommen und wartest noch auf dieses angeblich so überwältigende Mutterliebe-Gefühl? Vielleicht interessiert es dich aber auch einfach so? Vor der Geburt meiner ersten Tochter habe ich mich das auch gefragt. Und ich kann heute sagen: Mutterliebe ist tatsächlich überwältigend.

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Mutterliebe ist ganz anders als romantische Liebe

Meine Erfahrung hat zwar wenig mit den Instagram-Posts von beseelten Schwangerschaften und selbstbestimmten Geburten im Einklang mit mir selbst zu tun. Wir haben auch eine Zeitlang gebraucht, uns kennenzulernen und aufeinander einzuspielen. Meine Liebe zu meinen Töchtern ist deswegen aber nicht weniger groß und mächtig.

Mutterliebe fühlt sich für mich anders an als die romantische Liebe zu meinem Partner. Auch sie ist nicht jeden Tag gleich stark, aber ich könnte mir auf der ganzen Welt nichts vorstellen, was sich zwischen mich und meine Liebe zu meinen Kindern drängen könnte. Es gibt tatsächlich kaum etwas, das ich nicht für sie tun würde.

Eine Verbindung nicht von dieser Welt

Ich spüre das Bedürfnis, sie zu schützen, sie zu unterstützen, sie Dinge über das Leben zu lehren und sie auf ihre Zukunft vorzubereiten. Ich fühle mich ihnen - und das, obwohl ich gar nicht der Typ für Spirituelles bin - seelisch verbunden auf einer mir bis dahin unbekannten Ebene. Und ich wünsche mir, dass das noch sehr lange, vielleicht für immer, so bleiben darf.

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Kann man alle Kinder gleich lieben?

Eltern stellen sich oft die Frage, ob man eigentlich alle Kinder gleich stark lieben kann oder ob man eines vielleicht sogar mehr liebt als das andere? Hier macht jede Mama ihre eigenen Erfahrungen. Die meisten sagen, dass sie ihre Kinder absolut gleich stark lieben, es aber unterschiedliche Dinge gibt, die sie an ihren Kindern besonders schätzen und lieben, denn jedes Kind ist ja eine eigene Persönlichkeit mit eigenem Charakter. Manche Eltern geben hingegen zu, dass sie unter ihren Kindern einen Favoriten haben – oft ist es das Nesthäkchen, weil es eben das schutzbedürftigste Kind ist und daher besonders viel Mutterliebe und Aufmerksamkeit bekommt. Jedoch sollte man als Mama oder Papa auf keinen Fall offensichtlich ein Kind dem anderen bevorzugen, sondern jedem Kind die Liebe und Geborgenheit geben, die es braucht.

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Kann Mutterliebe zu stark sein oder kann man sein Kind zu sehr lieben?

Nein, eine Mutter (und jede andere Bezugsperson) kann ihre Kinder nicht zu sehr lieben. Kinder brauchen Liebe (sei es von ihrer Mutter, ihrem Vater oder einer anderen Bezugsperson) um Urvertrauen auszubilden und um zu selbstbewussten, selbständigen, gesunden Erwachsenen heranzureifen.

Liebe sollte nie als Druckmittel benutzt werden

Liebesentzug hat verheerende Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung und sollte nie eingesetzt werden, um ein Kind für etwas zu bestrafen oder zu einem anderen Verhalten zu bewegen. Mutterliebe bedeutet nicht, seinem Kind alles zu erlauben. Sie meint auch nicht, das Kind vor Sorge, ihm könnte etwas zustoßen, in Watte zu packen und ihm nichts mehr zuzutrauen.

Kinder müssen Erfahrungen machen. Mutterliebe soll das Kind stärken, sein sicherer Hafen sein, Rückzugsort und Kraftquelle – und im Idealfall eine Ressource, auf die es sein Leben lang zurückgreifen kann.

Welche Art von Mutter bist oder wirst du?

Bildquelle: Getty Images/ Ridofranz

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