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Tethered Caps

Wütende Verbraucher: Darum gehen Flaschendeckel jetzt nicht mehr ab!

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Vielleicht ist dir auch schon aufgefallen, dass immer mehr Getränkehersteller ihre Verpackungen leicht verändert haben. Die Plastikdeckel von Flaschen und Tetra Paks lassen sich bei vielen Produkten nicht mehr ablösen, sondern bleiben auch nach dem Öffnen mit einer Plastikschlaufe an der Verpackung hängen. Doch warum ist das so?

Grund dafür ist eine neue EU Vorgabe, die zwar erst ab Juli 2024 verpflichtend für alle Länder ist, aber bereits jetzt von vielen Herstellern umgesetzt wird. Die neue Richtlinie besagt, dass Plastikdeckel fest am Behältnis angebracht sein sollen. Man spricht von sogenannten „Tethered Caps". Dies soll vor allem dem Umweltschutz dienen, da festgestellt wurde, dass Flaschendeckel zu den besonders häufig gefundenen Plastikgegenständen in der Natur und vor allem in Gewässern zählen. Die neue Vorgabe soll dafür sorgen, dass Flaschendeckel zusammen mit den Flaschen ordnungsgemäß im Recycling-Müll entsorgt werden.

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Tathered Caps: Kritik von allen Seiten

Was zunächst gut gemeint klingt, kommt bei vielen Verbraucher*innen gar nicht gut an. Auf Social Media häufen sich die Beschwerden, dass man mit dem Deckel im Gesicht nicht gut aus der Flasche trinken kann. Viele gehen dazu über, die Deckel trotzdem gewaltsam abzureißen. Und tatsächlich scheint das neue Gesetz, zumindest auf Deutschland bezogen, nicht so viel Sinn zu machen. Schließlich gibt es hier bereits seit 20 Jahren ein Pfandsystem für Einweggetränkeflaschen, was dafür sorgt, dass weit über 90 Prozent der Einwegplastikflaschen ordnungsgemäß zurückgegeben werden. Meist auch mit Deckel.

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Das Problem ist: In der EU haben bisher nur wenige Länder ein solches Pfandsystem. So sind es hauptsächlich die skandinavischen Länder, die Niederlande und Kroatien, die ein Pfand auf Einwegflaschen erheben. Bei einigen anderen Ländern ist ein Pfandsystem zumindest geplant oder wird diskutiert. Ob und wann dies genau umgesetzt wird, ist jedoch unsicher.

Das Plastik-Problem ist eigentlich viel größer

Traurig, wenn man bedenkt, dass Getränkeflaschen, Verschlüsse und Deckel auch an Europas Stränden laut Statistik zu den zehn am häufigsten gefundenen Gegenständen zählen. Um der Umweltverschmutzung entgegenzuwirken hat das EU-Parlament die Single-Use Plastic Directive beschlossen, welche seit 2019 gilt. Die Richtlinie enthält verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung von Einwegplastik, so zum Beispiel auch die neue Regel zu den Tethered Caps. Auch sollen alle EU-Staaten bis 2029 eine getrennte Sammelquote von 90 Prozent vorweisen können.

Doch das Problem mit dem Plastikmüll ist doch eigentlich noch viel größer. Denn selbst, wenn der Plastikmüll ordentlich gesammelt und entsorgt wird, ist er nach wie vor wenig nachhaltig. Recycling ist teuer, aufwendig und funktioniert bei weitem nicht so gut, wie sich die meisten Verbraucher*innen das wohl vorstellen und wünschen. Viel zu oft landet der Plastikmüll, wie verschiedene Untersuchungen gezeigt haben, dann doch auf illegalen Müllhalden in Drittweltländern.

Nadine Jungbluth

Die EU muss größer denken und größer handeln

Die Absichten, die die EU mit den neuen Regelungen verfolgt, sind sicherlich gut und richtig. Am Ende fragt man sich jedoch, ob die Maßnahmen ausreichend sind? Für mich lautet die Antwort ganz klar NEIN. Denn mit den neuen, viel zu kleinteiligen Gesetzen werden in erster Linie Symptome bekämpft, aber nicht die Ursachen. Auch wenn Deckel zukünftig an den Flaschen bleiben, verhindert dies nicht, dass Plastikflaschen weiterhin unsachgemäß entsorgt werden und am Ende unsere Natur verschmutzen. Plastik ist und bleibt Plastik und wir haben auf dieser Welt zu viel davon. Sollte die Politik also nicht besser Regeln aufstellen, um die Nutzung von Einwegplastik generell für Hersteller und Verbraucher unattraktiver zu machen? Zum Beispiel mit der Einführung einer Einweg- oder Plastiksteuer und der Förderung von umweltfreundlichen Materialien? So könnte man Hersteller sicherlich dazu bewegen, stärker auf umweltschonende Mehrwegverpackungen oder moderne, nachhaltige Alternativmaterialien zu setzen. Die EU-Länder sollten viel größer – und vor allem viel enger zusammen – denken und handeln, um wirklich etwas an dem riesigen Problem zu ändern. Damit könnten wir auch in der Welt ein Zeichen setzen und mit gutem Beispiel vorangehen.

Nadine Jungbluth

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Bildquelle: Imago/Mis, Imago/CHROMORANGE

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