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interview mit einem traumforscher

Wetten, du deutest deine Träume immer falsch? So verstehst du, was sie dir wirklich sagen wollen

Traumbild
© iStock/ fcscafeine

Wachst du morgens auch oft auf und fragst dich, was zum Teufel du da gerade schon wieder geträumt hast? Weil die Szenarien und Personen in deinem Traum eigentlich überhaupt keinen Sinn machen? Und irgendwie auch keinen aktuellen Bezug zu deinem Leben im Wachzustand haben? Also ich schon. Regelmäßig. Und dann zerbreche ich mir den Kopf darüber, was dieser Traum wohl bedeuten könnte. Turns out: Genau hier liegt eigentlich schon der Fehler. Welche Frage nämlich viel entscheidender ist und wie man es schafft, seine Träume richtig zu deuten, hat mir ein Traumforscher im Interview verraten.

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Ich sitze wieder in der Schule. Vor mir liegt ein Blatt Papier. Eine Abi-Klausur, die ich nochmal schreiben muss. In mir steigt Panik auf. Unendliche Panik, weil ich genau weiß, dass ich für diese Arbeit nicht gelernt habe. Dass ich diese Aufgaben also auf keinen Fall lösen kann, obwohl ich doch lange genug Zeit hatte, um mich darauf vorzubereiten. Die „einzige“ Konsequenz (und plötzlich springt mein Bewusstsein wieder ins Heute)? Klar, das Abi wird aberkannt. Das Studium direkt mit. Und der Job ist weg. Kurz gesagt: Ich stehe quasi vor dem Nichts. Dann wache ich auf.

Genau diese Bilder haben sich vor ein paar Tagen mal wieder in meinem Kopf abgespielt. Und das nicht zum ersten Mal. Ich würde sogar sagen, dass dieser Prüfungstraum zu den häufigsten Träumen gehört, die sich bei mir in unregelmäßigen Abständen und mit leichten Abwandlungen immer mal wiederholen. Und ich bin mir sicher, dass viele Menschen da draußen wiederkehrende (Alb)träume haben, die sie irgendwie beschäftigen. Vielleicht auch, weil sie sich nicht wirklich einen Reim daraus machen können, was diese Träume bedeuten sollen.

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Träume spiegeln dein Inneres wider

Wenn du dich also gerade angesprochen fühlst, bist du hier genau richtig! Ich habe mich vor kurzem nämlich mit dem Traumforscher Michael Schredl zum Interview getroffen (ungefähr drei Millionen Fragen im Gepäck) und ihn natürlich auch dazu befragt, wie man Träume richtig deuten kann. Kleiner Spoiler vorweg: Es ist eigentlich ganz „simpel“. Man muss die Sache nur richtig angehen, die richtige Frage stellen und für sich erkennen, dass Träume, an die man sich erinnert, einem sehr oft etwas sagen wollen. Egal, wie absurd sie auf den ersten Blick auch erscheinen mögen. Denn eine Sache ist in der Traumforschung mittlerweile eigentlich gut belegt: Die Themen in unseren Träumen hängen irgendwie auch mit unserem Leben im Wachzustand zusammen. Sie sind also bereits in unserem Bewusstsein vorhanden (wobei Träume manchmal natürlich auch neue Sachen schöpfen können).

Das sagt auch der Experte im Interview: „Die Grundidee ist, dass die Inhalte, die im Traum verarbeitet werden, alle mit einem selbst zu tun haben – die müssen irgendwie vorhanden sein, sonst wäre es nicht der eigene Traum.“ Heißt: Du verarbeitest also beim Träumen Dinge, die dich im alltäglichen Leben ganz offensichtlich beschäftigen. Nur werden diese Dinge oftmals nicht eins zu eins übertragen, sondern gerne mal völlig übertrieben dargestellt. „Der Traum neigt dazu, gerade wenn es um Sorgen geht, das auf ein maximales Level zu heben. Es ist praktisch die emotionale Intensivierung des Themas“, so Michael Schredl. Deswegen falle ich in meinem Traum auch nicht einfach durch die Prüfung … nein, ich verliere dadurch direkt ALLES.

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Wie du es schaffst, deine Träume besser zu verstehen

Doch wie schaffen wir es also, solche extremen Träume richtig zu verstehen? Mit ein paar kleinen Schritten, wie mir der Experte und wissenschaftliche Leiter des Schlaflabors am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim erklärt. „Zuallererst muss man sich fragen, welches Thema im Traum dargestellt wird. Ich sage dazu auch ,Grundmuster‘. Das ist praktisch das Erste, das man sich anschauen muss, ganz unabhängig von den Personen und Szenarien, die vorkommen.“ Um das Prinzip des Grundmusters besser zu verstehen, reicht schon ein Blick auf meinen Traum. „Beim Prüfungstraum gibt es hunderte Varianten von Prüfungen – jeder hat seine eigene Version – aber das Grundmuster ist immer das Gleiche: Es geht darum, dass jemand wissen will, ob man etwas gelernt hat. Man macht sich also Sorgen, ob das, was man tatsächlich gemacht hat, ausreicht“, so der Traumforscher.

„Und dann gibt es zwei Aspekte, die man berücksichtigen muss. Erstens: Träume übertreiben massiv. Ängste oder Sorgen, die im Wachzustand kleiner erscheinen, sind im Traum riesig. Und das Zweite ist, dass der Traum sogenannte Stand-ins verwendet.“ Solche Stand-ins kannst du dir wie symbolische Ersatzfiguren oder -elemente vorstellen, die im Traum quasi stellvertretend für reale Personen, Gefühle oder auch Situationen auftauchen. Bedeutet: „Es muss gar nicht um die Person gehen, die im Traum vorkommt, sondern die Personen und Szenarien werden so gewählt, dass das Thema plastisch zum Ausdruck kommt“, ergänzt Herr Schredl weiter. „Wenn man diese Sachen berücksichtigt, ist man relativ schnell bei den Themen, die einen interessieren.“

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Die wirklich wichtige Frage

Und nun ja, mein Thema ist ganz sicher nicht, dass ich zu blöd für 'ne Mathe-Abi-Prüfung bin (die hab ich damals nämlich mit 12 Punkten bestanden – crazy, ich weiß, haha), sondern, dass ich Angst vorm Scheitern habe. Angst, andere oder auch mich selbst zu enttäuschen. Nicht gut genug zu sein. (Klingt verdächtig, nach dem Imposter-Syndrom, right?!) Und ja, dieses Gefühl begleitet mich tatsächlich bis heute. In vielen Bereichen. Eine Unsicherheit, an der ich also ganz offensichtlich mal arbeiten sollte. Sonst würde mich dieser Traum nun nicht schon seit Jahren verfolgen. Doch alleine diese Einsicht ist eigentlich auch schon genau das, was der Traum „erreichen“ will – nämlich dass ich das „Erlebte“ für mich reflektiere und im besten Fall daraus etwas für mich im Wachzustand mitnehme. Das fasst auch der Experte in unserem Interview ganz wunderbar zusammen (und jetzt mitgeschrieben): „Der Traum ist ein Erlebnis bzw. die Erinnerung an ein Erlebnis. Und die Frage ist dann nicht ,Was bedeutet der Traum?‘, sondern ,Was kann ich aus dem Erlebnis lernen?‘

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DENN: „Wenn man sich nicht fragt, was der Traum bedeutet, sondern was man aus dem Erlebten lernen kann – dann macht man das im Wachzustand auch.“ Eigentlich ziemlich genial, oder? Wenn dir an dieser Stelle vielleicht noch ein besseres Beispiel als mein Prüfungstraum fehlt, kann man es auch ganz einfach auf einen Verfolgungstraum (also wenn man vor irgendwelchen Übeltätern oder Monstern wegrennt) übertragen.

Die einfachste Botschaft hier lautet nämlich: „Weglaufen bringt nichts. Und wenn man weiß, dass der Verfolgungstraum eine übertriebene Version von Vermeidungsverhalten ist, kann man sich die Frage stellen: Wovor laufe ich weg? Und wenn Weglaufen eine schlechte Strategie ist, was ist eine bessere? Je nachdem, wie groß das ,Monster‘ ist, wird man das alleine nicht machen wollen, sondern braucht Hilfe. Das sind Dinge, die im Wachzustand auch häufig verkehrt gemacht werden.“ Und das finde ich irgendwie ziemlich schön. Denn da sagt einem der Traum ja eigentlich, dass man gegen die kleinen Monster alleine manchmal nicht ankämpfen kann – und dass es vollkommen okay (und vielleicht sogar nötig) ist, sich Hilfe zu holen.

Du siehst also: Träume sagen dir manchmal mehr, als du vielleicht im ersten Moment annimmst. Du musst nur verstehen, sie richtig zu lesen. Dann kannst du „aus vielen Träumen einfache Botschaften ableiten – selbst aus positiven Träumen“, wie der Traumforscher abschließend noch ergänzt. „Die Forschung zeigt: Wenn man im Traum etwas Positives erlebt, bewirkt das meistens, dass man diese positiven Erlebnisse wiederholen möchte. Wenn man im Traum also etwas Positives erlebt, könnte die ganz einfache Aufgabe sein, im Wachleben zu schauen, dass man mehr positive Erfahrungen macht.“ Also, wenn du dich das nächste Mal an deinen nächtlichen Traum erinnerst, schau mal ganz genau hin! ;-)

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