Netflix, Prime Video, RTL+, WOW, Disney+ – man kann sich mittlerweile kaum noch vor Streaming-Anbietern retten. Und es vergeht eigentlich kein einziger Tag, an dem man dort nicht mit neuen Serien und Filmen beballert wird. Ganz ehrlich? Wie soll man da bitte noch hinterherkommen? Ich bin erschöpft und habe das Gefühl, gerade mitten in einem Serien-Burnout zu stecken.
Help, meine Watchlist überfordert mich!
Gestern habe ich endlich mit der zweiten Staffel von „Kaulitz & Kaulitz“ angefangen. Ein MUSS für alle Mäuse da draußen. Parallel schaue ich die neue Staffel von „And Just Like That ...“ bei WOW. Und das, obwohl ich diese eigentlich schon ab Sekunde eins grottenschlecht fand. Aber einmal angefangen, muss man die Sache auch durchziehen. Vielleicht auch, weil ich mir erhoffe, irgendwann doch noch einen nostalgischen SATC-Funken zu spüren ... aber das ist nochmal ein anderes Thema.
Mit meinem Boyfriend streame ich außerdem noch „Yellowstone“, obwohl wir auch die Serie irgendwie nicht zu hundert Prozent fühlen. Aber jetzt sind wir schon mal bei Staffel 4 angekommen, also kämpfen wir uns da auch durch. Denn was wäre schließlich die Alternative? Sich durch alle Streaming-Dienste wühlen und mal schnell 'ne neue Serie suchen? Anstrengend! Das Einzige, was passieren könnte, ist, dass wir nächste Woche eine kleine Pause einlegen. Denn da kommt ja die finale „Squid Game“-Staffel. Und bis dahin muss ich es eigentlich auch noch hinkriegen, neben der aktuellen „Bachelors“-Staffel die neuen „Ginny & Georgia“-Folgen zu bingen, über die ja gerade ALLE reden.
Merkst du was? Genau, ich bin einfach gestresst von meiner eigenen Watchlist. Ein Stress, den ich mir ja aber selbst einbrocke. Und ich glaube, da geht's vielleicht vielen da draußen ähnlich. Immerhin „zwingt“ einen das Überangebot an Serien (und natürlich auch Filmen) fast dazu, irgendwie am Ball zu bleiben und einen Hit nach dem nächsten durchzubingen. Vor allem dann, wenn es eben alle machen und man mitreden will. Dass es beim Schauen dann aber vielmehr darum geht, irgendwas auf der Watchlist abzuhaken, als um wirklichen Genuss, wird dabei oftmals völlig ignoriert.
Aber wie bescheuert ist das bitte? Immerhin geht's hier schließlich um meine Freizeit, die ich doch mit Dingen füllen sollte, die mir Spaß machen und nicht mit Dingen, die mich fast schon emotional erschöpfen.
Wenn der Serien-Burnout reinkickt
Doch genau das passiert gerade irgendwie beim Serienschauen. Ich fühle mich mehr gestresst, als unterhalten. Fast so, als würde ich in einem Serien-Burnout stecken. Und bevor hier gleich jemand laut aufschreien will, ich möchte meine Streaming-Situation natürlich keinesfalls mit einem „klassischen“ Burnout vergleichen oder diesen verharmlosen, doch gewisse Parallelen lassen sich nicht verkennen. Denn ein Burnout zeichnet sich durch ein Gefühl der Überforderung sowie durch Müdigkeit und oft einer inneren Leere aus. Das passiert, wenn man sich mehr aufhalst, als einem guttut und als man abarbeiten kann.
Und ähnlich ist es beim Serienschauen doch auch. Man wird von der schieren Masse an Serien völlig überwältigt, binged aber trotzdem eine Sache nach der nächsten durch, ohne diese wirklich noch richtig genießen zu können. I mean, ich schaue ja sogar „And Just Like That ...“, obwohl ich es wirklich schlecht finde. Logisch, dass sowas in der Masse irgendwann auslaugt und man sich nicht mal mehr auf wirklich gute Serien freut. Es wird mehr und mehr zu einem stumpfen „Abarbeiten“. Hier spielt dann natürlich auch der FOMO-Gedanke mit rein. Denn in einer Welt, in der Serien teilweise schon vor Start in aller Munde sind, darf man den heißesten Shit natürlich nicht verpassen. Nein, man will ja mitreden. Und von der Entscheidungsmüdigkeit, welchen neuen Streaming-Hit man dann als Erstes schaut, will ich gar nicht erst anfangen ...
Und was macht man jetzt?
Da kann man eigentlich nur kapitulieren. Bei mir sieht das dann übrigens so aus, dass ich mich am Ende für KEINEN neuen Streaming-Hit entscheide, sondern stattdessen einfach auf Altbekanntes setze. Und das sind Serien, die ich schon gefühlt zehnmal durchgeschaut habe. Da weiß ich, was ich bekomme, muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich parallel mal am Smartphone hänge, und kann wirklich entspannen. Comfort Binge nennt sich das dann übrigens. Aktuell läuft zum Beispiel zum x-ten Mal „Suits“ bei mir, wenn ich mal kurz was für „nebenbei“ brauche. Aber natürlich macht das die Sache nicht besser. Denn auch das ist ja wieder nur eine Dauerbeschallung ... während meine Watchlist parallel trotzdem weiter wächst. Es kommen schließlich immer wieder neue Serien nach.
Was kann man da also machen? DIE eine Lösung habe ich tatsächlich noch nicht gefunden. Aber vielleicht können wir uns ja zumindest gemeinsam ein paar Dinge für den Sommer vornehmen. Denn wann könnte man besser mit dem Serien-Kürzen starten als jetzt, wenn man eh mehr Zeit draußen verbringt?! Also: Der erste Schritt ist wahrscheinlich, die Watchlist zu kürzen. Heißt: Auf welche Serien hast du wirklich Bock? Und welche stehen da nur drauf, weil sie gerade total gehypt werden? Weg damit! Und wenn du eine neue Serie anfängst und es so gar nicht fühlst, dann lass es eben bleiben. Das wird definitiv meine persönlich schwierigste Challenge, weil ich gefühlt immer alles zu Ende gucken MUSS, wenn ich einmal angefangen habe. Dabei kann man sich den Stress nun wirklich sparen.
Und wahrscheinlich ist es auch cool, das Serienschauen mal wieder zu einem richtigen Happening zu machen. So wie man es früher auch zum Beispiel beim „Bachelor“-Schauen gemacht hat. Der Mittwochabend war geblockt. Klar, sowas lässt sich kaum umsetzen, wenn die meisten Streaming-Anbieter alle Folgen einer Serie sofort raushauen (obwohl sich das teilweise ja auch schon ändert), aber ich merke, dass es mir zum Beispiel auch sehr viel mehr gibt, mit meinem Boyfriend vielleicht eine Folge einer Serie am Abend zu schauen und mich darüber direkt auszutauschen, als fünf Folgen am Stück. Ja, vielleicht sollte man das Serienschauen wieder etwas mehr entzerren ...
Doch die beste Idee, um sich irgendwie aus dem Serien-Burnout zu holen, ist am Ende wahrscheinlich immer noch, einfach mal einen Gang komplett runterzuschrauben und Alternativen zu finden. Wie wäre es zum Beispiel damit, endlich mal wieder mehr zu lesen? Und sich eigene Bilder im Kopf zu kreieren, anstatt sich stumpf mit irgendeinem halbgaren Quatsch berieseln zu lassen? JA, ich finde, das ist ein Plan, gerade jetzt im Sommer. Und irgendwann kommt dann auch sicher wieder der Moment oder die Serie, auf die man richtig Bock hat und die man – ohne zehn weitere Shows parallel – so richtig genießen kann!