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Unbezahlte Arbeit

Oxfam-Bericht zeigt: Deshalb können Frauen kaum Vermögen aufbauen

Frauen unbezahlte Arbeit

Die Entwicklungsorganisation Oxfam veröffentlicht jährlich einen Bericht zur sozialen Ungleichheit. Der diesjährige Bericht zeigt, dass Reichtum weltweit nach wie vor äußerst ungerecht verteilt ist. Besonders auffällig: Vor allem Frauen haben es schwer, Vermögen aufzubauen – und das nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch hier in Deutschland.

Frauen arbeiten täglich zwölf Milliarden Stunden unbezahlt

Wenn es um das Thema Arbeit geht, wird leider immer noch viel zu häufig in Geschlechterklischees gedacht. Dass Frauen weniger verdienen als Männer wird somit oft dadurch erklärt, dass Frauen auch weniger arbeiten würden. Das stimmt nicht. Denn rechnet man alle Arbeitstätigkeiten inklusive Hausarbeit, Pflege und Fürsorge zusammen, arbeiten Frauen im weltweiten Durchschnitt 7 Stunden und 28 Minuten pro Tag. Männer hingegen nur 6 Stunden und 44 Minuten. Das Absurde daran: Männer werden für 5 Stunden und 21 Minuten ihrer täglich geleisteten Arbeit belohnt, Frauen nur für 3 Stunden und 3 Minuten.

Summiert man die unbezahlte Arbeit aller Frauen und Mädchen in 72 verglichenen Ländern an einem Tag auf, käme man auf etwa 12 Milliarden Stunden. Würde man diese mit dem jeweiligen Mindestlohn des Landes vergüten, ergäbe das rund 11 Billionen US-Dollar. Das ist 24 Mal so viel als die Umsätze von Apple, Google und Facebook zusammen.

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Nun mögen einige Männer (und vielleicht auch Frauen) protestieren, dass Hausarbeit ja  keine „richtige“ Arbeit sei. Jedoch weisen die Autoren des Oxfam-Berichts darauf hin, dass Tätigkeiten wie Waschen, Putzen oder Kinder Erziehen anerkannte, bezahlte Berufe sind. Zudem schmeißen viele Frauen den Haushalt nicht nur für sich allein, sondern für ihre gesamte Familie. Nicht selten gehen sie nebenbei noch einem Beruf nach. Weltweit ist das 42 Prozent der Frauen jedoch nicht möglich. Die Pflege von Kindern oder älteren und kranken Familienangehörigen nimmt für sie so viel Zeit in Anspruch, dass für eine Erwerbstätigkeit kein Platz bleibt.

Die Folge: Frauen verdienen nicht nur ihr Leben lang weniger als Männer (im weltweiten Durchschnitt 23 Prozent), sie können dadurch auch weniger Vermögen aufbauen als Männer (50 Prozent) und erhalten am Ende ihres Lebens eine deutlich geringere Rente. Tatsächlich sind zwei Drittel aller Menschen, die im Alter keine Rente erhalten, Frauen.

53 Prozent weniger Rente für Frauen in Deutschland

Wer glaubt, diese extremen Unterschiede würden vor allem für Entwicklungsländer gelten, den belehren die Zahlen des Berichts eines Besseren. Zwar haben es Frauen in ärmeren Ländern nach wie vor deutlich schwieriger als Frauen in westlichen Ländern, doch sind wir auch hier noch weit von einer Geschlechtergleichheit entfernt. Zum Vergleich: Beim Gender Pay Gap liegen wir in Deutschland mit 21 Prozent nur zwei Prozentpunkte vor dem globalen Durchschnitt. Im Europa-Vergleich liegen wir damit auf dem letzten Platz. Besonders traurig: Dieser Wert ist seit Jahren weitgehend unverändert.

In einer vergleichenden Studie zwischen OECD-Ländern zur Renten-Lücke zwischen Männern und Frauen liegt Deutschland zudem mit 53 Prozent auf dem letzten Platz. Die OECD ist die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit 30 Mitgliedstaaten darunter viele europäische Länder, aber auch weltweite starke Wirtschaftsnationen wie Kanada oder Japan.

Letztendlich liegen diese Unterschiede auch hierzulande an dem starken Missverhältnis zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit. Denn in Deutschland übernehmen Frauen 52 Prozent mehr Pflege- und Fürsorgearbeit als Männer. Nach wie vor werden vor allem Mütter in Deutschland stark benachteiligt. Mit der Geburt eines Kindes verschlechtert sich ihr Gehalt langfristig um 61 Prozent im Vergleich zu Männern, die Vater werden, und Frauen, die keine Kinder bekommen.

Was können wir gegen Ungleichheit zwischen Männern und Frauen tun?

Beim Anblick dieser Zahlen fragen wir uns unweigerlich: Was lässt sich gegen diese Geschlechterungleichheit tun? Die Autoren des Oxfam-Berichts liefern einige Lösungsansätze. In der englischen Version des Berichts rufen sie Politiker konkret dazu auf, sofort zu handeln und ein humanes Wirtschaftssystem aufzubauen, das feministisch ist und 99 Prozent der Weltbevölkerung und nicht nur einem Prozent zu Gute kommt. Denn aktuell sieht es so aus, dass die Reichen nach wie vor immer reicher werden und die Armen immer ärmer. Die reichsten 22 Männer Afrikas etwa besitzen so viel, wie alle Frauen des Kontinents zusammen. Und auch in Deutschland verfügten die fünf reichsten Menschen bzw. Familien über mehr Vermögen als die ärmere Hälfte der hiesigen Bevölkerung.

Oxfam setzt sich daher für eine stärkere Besteuerung der Reichen ein. Die damit erzielten Einnahmen sollen wiederum Frauen, die unbezahlte Fürsorge- und Pflegearbeit leisten zu Gute kommen. Außerdem wird ein besserer Ausbau von öffentlichen Pflege- und Betreuungsmöglichkeiten gefordert. Letzteres muss nicht viel kosten. Erst kürzlich kam ein Bericht des Deutschen Wirtschaftsinstituts (DIW) zu dem Schluss, dass ein Ausbau der Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern sich zum Teil selbst finanzieren würde. Denn das schafft nicht nur Arbeitsplätze in der Betreuung, auch Frauen können so mehr bezahlte Arbeit leisten und damit mehr Steuern zahlen.

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Bildquelle: istock/monkeybusinessimages

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