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Interview mit Yvi Blum

Paartherapeutin erklärt, ab wann Streit in Beziehungen ungesund ist

yvi blum

Wie oft streitest du dich mit deinem Partner? Einmal in der Woche, einmal am Tag oder vielleicht sogar nie? Für die meisten gehört Streit in der Beziehung dazu, er kann sogar gesund sein, immerhin sprechen wir dabei unsere Bedürfnisse an. Er kann aber auch ziemlich anstrengend sein und zum echten Problem werden. Wir haben mit Paartherapeutin Yvi Blum vom Instagram-Account @lebenliebeschnaps darüber gesprochen, wann streiten in der Beziehung gesund und wann eher ungesund ist. Außerdem verrät sie uns hilfreiche Tipps, damit kleine Alltagsstreitigkeiten nicht ständig hochkochen.

Dies ist eine gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir in unserer Podcast-Folge anhören.

desired: Man sagt oft, Streit gehört in Beziehungen dazu. Ist es also schlecht, wenn wir uns nie streiten?

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Yvi Blum: Ein Gewitter reinigt die Luft, sagt man auch ganz gerne. Man kann aber nicht pauschal sagen, dass es schlecht ist, wenn wir uns nie streiten oder ständig streiten. Man kann die Dinge nicht so pauschal beantworten. Dass es zu Meinungsverschiedenheiten und Konflikten kommt, ist ganz normal. Hier sind immerhin zwei oder je nach Beziehungsmodell auch mehr Menschen in einer Beziehung. Und da gibt es eben unterschiedliche Bedürfnisse, unterschiedliche Prägungen und Hintergründe und auch große Unterschiede dabei, wie wir Konflikte erlebt haben als Kind, wie wir Beziehungen erlebt haben und wie wir auch gelernt haben, mit Konflikten umzugehen und was Beziehungen und Beziehungskonflikte für uns bedeuten. So ein Konflikt in Beziehungen kann tatsächlich ein Zeichen von Engagement und Leidenschaft sein, zeigt er doch, dass beide investiert sind und sich um die Beziehung kümmern möchten. Wenn Auseinandersetzungen komplett fehlen, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass einer oder beide eher dazu neigen, Konflikte zu vermeiden und die wahren Gefühle und Bedürfnisse immer hintenanzustellen. Das bedeutet aber nicht, dass regelmäßige Streits für eine gute Beziehung sprechen. Manche Paare streiten tatsächlich sehr selten und sind auch durchaus harmonisch und in Übereinstimmung mit sich und allem.

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Gibt es einen Richtwert, ab wann es zu viel Streit in der Beziehung ist?

Auch das kann man nur schwer pauschal beantworten. Es gibt keinen Richtwert in dem Sinne. Man kann nicht sagen: Okay, ab fünf Mal streiten die Woche wird es kritisch. Es ist natürlich besorgniserregend, wenn Streitigkeiten ständig auftreten und man das Gefühl hat, ich komme gar nicht mehr in ein normales Gespräch. Diese Abende mit einem Glas Wein auf der Treppe im Vorgarten passieren gar nicht mehr, sondern wir nerven uns eigentlich nur oder kriegen uns in die Haare. Vor allem ist es besorgniserregend, wenn Streitigkeiten destruktiv sind, respektlos, wenn man verletzend wird und wenn die Konflikte nie gelöst werden und dieselben Themen immer und immer wieder hochkochen.

Also ist es auch hier wieder wichtig, auf sich selbst zu hören und zu schauen, wann wird der Streit zur Belastung für mich? Habe ich vielleicht schon Angst, Dinge anzusprechen, weil ich weiß, dass daraus wieder ein Streit entsteht?

Wenn ich schon Angst habe, bei meinem Partner oder bei meiner Partnerin gewisse Themen anzusprechen, dann spricht das dafür, dass ich mich gar nicht sicher fühle. Also hinter jeder Beschwerde oder hinter jeder Kritik steckt auch ein Bedürfnis. Der Satz kommt nicht von mir, ich finde ihn aber sehr passend. Wenn ich mir zum Beispiel denke: Mensch, ständig lässt du die Socken liegen, dann steckt meistens ein Bedürfnis dahinter. Meine Arbeit wird nicht gesehen oder ich werde nicht wertgeschätzt. Und wenn ich mich nicht mehr sicher genug fühle, etwas anzusprechen, dann bleibt natürlich auch mein Bedürfnis unerhört.

Du sprichst das Thema Sicherheit an. Kann Streit auch aus diesem Sicherheitsgefühl heraus entstehen? Oft streitet man sich mit den Menschen, die einem besonders nah sind, auch besonders häufig.

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Ja, also die Menschen, die uns sehr nah sind, bei denen können wir auch so sein, wie wir sind und müssen auch manchmal nicht hinterm Berg halten. Das ist wünschenswert. Man bleibt dann hoffentlich immer noch respektvoll und überfährt die Menschen nicht und ist ganz egozentriert. Aber in einer längeren Beziehung lernt man sich auch zu tolerieren und es wird oft harmonischer. Es gibt mehrere Phasen in Beziehungen und eine davon heißt wirklich ganz plakativ die „Macht und Kampf“-Phase. Da geht es tatsächlich darum, den anderen zu verändern und alles so hinzubiegen, dass es so ist, wie man selbst glaubt, dass es richtig läuft. Irgendwann spielt sich das aber ein, weil wir merken, dass dieser Mensch so ist, wie er ist. Und dann freundet man sich damit an und entscheidet sich dann, welche Streits man wirklich aufnimmt.

Was kann man denn tun, wenn es immer die gleichen Kleinigkeiten sind, die zu Streit führen? Also seien es jetzt die Socken, die immer rumliegen. Wie kann man damit umgehen und vielleicht auch gucken, dass so was nicht direkt zum Streit führt?

Da beziehe ich mich gerne auf John Gottman, ich nenne ihn gerne den Godfather of Beziehungen. Er forscht schon jahrzehntelang an und mit Paaren. Er hat zum Beispiel herausgefunden, dass eine sehr, sehr große Anzahl der Streitereien, die man im alltäglichen Leben mit dem Partner oder der Partnerin hat, über 75 Prozent nämlich, zu den unlösbaren Konflikten gehören. Das klingt erst mal schrecklich, ist aber eine Erkenntnis, die tatsächlich zu weniger Streitigkeiten führen kann. Denn gemeint ist damit, dass ein großer Teil der Themen, die zum Streit führen, in den jeweiligen Persönlichkeiten ruhen. Angenommen wir haben eine Partygängerin, die am liebsten jedes Wochenende auf ein Festival möchte, ihr Freund ist aber eher eine Couch Potato und würde lieber das ganze Wochenende Netflix gucken. Die Themen, die sich daraus ergeben, wird man nicht einfach lösen können, weil die Personen nun mal so sind. Es gibt kein richtig oder falsch. Wenn wir in der eigenen Beziehung merken, welche Streitigkeiten wir lösen können, also welche eher mit dem Verhalten zu tun haben und welche eher mit dem Charakter, dann können wir damit aufhören, Energie auf Kämpfe gegen Windmühlen zu verwenden.

Dies ist eine gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir in unserer Podcast-Folge anhören.

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