Mal so ganz direkt gefragt: Bist du gerade Single? Und würdest du sagen, dass du damit ehrlich glücklich bist? Tatsächlich kam eine Umfrage von ElitePartner aus dem letzten Jahr zu dem Ergebnis, dass zwei Drittel der Befragten mit ihrem Sololeben zufrieden sind. Single-Frauen sind im Vergleich sogar noch zufriedener als Männer. Lisa Fischbach, Diplom-Psychologin und ElitePartner-Expertin, sagte zu den Ergebnissen Folgendes: „Gerade Frauen kommen meist gut mit sich selbst zurecht, entwickeln Zufriedenheit und nutzen Single-Phasen aktiv, um sich um sich selbst zu kümmern. Sie haben eine hohe Single-Kompetenz.“
Das können wir tatsächlich total nachempfinden. Denn mal ehrlich: Das Single-Dasein bringt einfach auch viele Vorteile mit sich. Man hat mehr Freiheit (da ist niemand, vor dem man ständig Rechenschaft ablegen muss), man kann sich einfach mal komplett selbst zur Prio machen und natürlich hat man irgendwie auch die Chance, sich selbst besser kennenzulernen. (Warum du übrigens unbedingt mal alleine verreisen solltest, verraten wir dir hier!) Doch natürlich kann man sich bei all der „Single-Kompetenz“ vielleicht auch schnell mal einreden, dass man mit dem „Alleinsein“ total happy und zufrieden sei, obwohl es tief im Inneren ganz anders aussieht. Aber wie findet man das heraus? Hier kommen 7 Anzeichen, die darauf hindeuten könnten, dass du dir mit deinem „Happy Single“-Status vielleicht nur etwas vormachst ...
#1
Du betonst ständig, wie toll das Single-Leben ist
„Singles haben es so viel besser!“, „Endlich kann ich tun, was ich will!“ – solche Sätze sind dein ständiger Begleiter. Was auf den ersten Blick nach gesundem Selbstbewusstsein klingt, kann ein Hinweis auf eine tieferliegende Angst sein: Die Angst, sich einzugestehen, dass man sich vielleicht doch nach Nähe sehnt. Je lauter wir unser Single-Glück betonen, desto effektiver übertönen wir oft die leiseren Stimmen der Sehnsucht in uns. Es ist wie eine Art Selbsthypnose – wenn wir es nur oft genug sagen, wird es schon stimmen müssen.
#2
Beziehungsthemen lösen heftige Abwehrreaktionen aus
Sobald Freund*innen von ihrer Beziehung erzählen oder ein Film eine Liebesgeschichte zeigt, rollst du genervt mit den Augen. Diese übertriebene Abwehrreaktion ist oft ein Schutzmechanismus: Wenn Beziehungsthemen uns emotional so stark treffen, deutet das darauf hin, dass wir selbst unverarbeitete Gefühle in diesem Bereich haben. Durch die demonstrative Ablehnung versuchen wir, uns vor der Konfrontation mit unserer eigenen Sehnsucht zu schützen.
#3
Du hast eine perfekte logische Erklärung für dein Single-Sein
„Der Job lässt keine Zeit“, „Die Dating-Kultur ist oberflächlich“ ... für jede Situation hast du eine wasserdichte Begründung parat. Diese Rationalisierung ist eine elegante Form der Selbsttäuschung: Indem wir äußere Umstände verantwortlich machen, müssen wir uns nicht mit unseren eigenen Ängsten und Blockaden auseinandersetzen. Es ist einfacher, die „unmöglichen Umstände“ zu beklagen, als sich einzugestehen, dass wir vielleicht selbst Nähe verhindern.
#4
Dein Alltag gleicht einem Marathonlauf
Arbeit, Sport, Hobbys, soziale Verpflichtungen – dein Leben ist so durchgetaktet, dass keine Minute zum Nachdenken bleibt. Diese Hyperaktivität ist oft eine raffinierte Strategie: Wer permanent beschäftigt ist, hat keine Zeit für Einsamkeitsgefühle oder tiefergehende Selbstreflexion. Der volle Terminkalender wird zur Rechtfertigung fürs Single-Sein, während er gleichzeitig als Schutzwall gegen emotionale Verletzlichkeit dient.
Warum Single-Sein ziemlich fantastisch sein kann?
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#5
Deine Ex-Beziehungen waren entweder Himmel oder Hölle
In deiner Erinnerung waren alle Ex-Partner*innen entweder „eigentlich perfekt“ oder „komplett toxisch“. Diese Schwarz-Weiß-Sicht ist ein typisches Zeichen für unverarbeitete Beziehungserfahrungen: Die Idealisierung oder Verteufelung hilft uns, das eigentliche Problem nicht sehen zu müssen – nämlich unsere eigenen Beziehungsmuster. Indem wir die Vergangenheit verzerrt darstellen, rechtfertigen wir unser jetziges Single-Sein als einzig logische Konsequenz – mit der wir ja so viel „glücklicher“ sind.
#6
Deine Ansprüche sind unerreichbar hoch
Die Liste deiner „Mindestanforderungen“ an potenzielle Partner*innen liest sich wie ein Bewerbungsprofil für einen CEO. Diese überzogenen Standards sind oft eine geschickte Form der Selbstsabotage: Wer die Messlatte unmöglich hoch legt, muss sich nicht eingestehen, dass die eigentliche Hürde vielleicht die Angst vor emotionaler Nähe ist. „Es hat eben noch niemand gepasst“ klingt auch besser als „Ich habe Angst, verletzt zu werden“. Logisch, dass man Single-Dasein dann als das einzig wahre sieht.
#7
Du findest an jeder Beziehung einen Haken
„Die streiten doch ständig“, „Das hält eh nicht lange“, „Die betrügen sich bestimmt“ – dein*e innere*r Kritiker*in findet an jeder Beziehung etwas auszusetzen. Diese systematische Abwertung hat einen psychologischen Nutzen: Sie bestätigt deine Überzeugung, dass Beziehungen generell problematisch sind. So rechtfertigst du nicht nur dein Single-Sein, sondern schützt dich auch vor der Konfrontation mit deinen eigenen Beziehungswünschen.
Du kannst Single ...
... und trotzdem (un)glücklich sein!
Wenn mich jemand fragen würde, ob ich in meinen Single-Phasen (und ich hatte einige davon) glücklich war, würde ich direkt mit „Ja“ antworten. Denn ich bin definitiv jemand, der – um es in den Worten von Frau Fischbach zu sagen – gut mit sich selbst auskommt. Ich liebe es sogar, Dinge auch einfach mal alleine zu machen. Seien es nun Kino-Besuche, Reisen oder auch einfach entspannte Me-Time-Abende zu Hause. Und dennoch muss ich zugeben, dass ich mich in einigen Punkten da oben trotzdem gerade wiederfinde. Denn ja, es gab auch einige Single-Abschnitte in meinem Leben, in denen ich zwar grundsätzlich „alleine“ happy war, mir aber Couple-Auftritte von Freund*innen trotzdem einen kleinen Stich versetzt haben oder ich mir Dinge vielleicht auch einfach etwas schöner geredet habe, als sie waren. Dann steckte hinter meinem „Ich liebe es, Single zu sein, und will auch gar keine Beziehung.“ vielleicht eher ein „Besser Single sein und Spaß haben, weil nochmal schaffe ich es nicht, verletzt zu werden“.
Aber ich glaube, das ist auch völlig okay so. Es ist okay, zwiespältige Gefühle zu haben. Und es ist okay, glücklich Single zu sein und sich eben trotzdem manchmal Nähe und eine Partnerschaft zu wünschen. Oder mal enttäuscht darüber zu sein, weil gerade eben niemand zum Kuscheln da ist. (Obwohl dafür Freund*innen auch ganz wunderbar sind.) Wichtig ist wahrscheinlich nur, dass man sich bewusst darüber wird, was man wirklich will – und wenn Wunden und Ängste der Grund für das Ach-so-glückliche-Single-Dasein sind, diesen auf den Grund zu gehen.
Um also nochmal direkt auf die Frage zurückzukommen: „Single und glücklich?“ – Ja, das geht. Und wenn du dich gerade in keinem der oben aufgeführten Punkte wiederfindest, geil! Dann genieß das Single-Sein in vollen Zügen. Und wenn zwischendurch trotzdem mal ein paar unschöne Gefühle hochkommen, ist auch das in Ordnung. Vielleicht hast du beim Lesen aber auch gemerkt, dass du die Frage nicht mehr wirklich mit „Ja“ beantworten kannst. Dann ist wohl der erste Schritt, ehrlich mit dir selbst zu sein. Denn nur so kannst du etwas daran ändern. Und das Schöne daran ist doch: Diese Ehrlichkeit kann der Anfang von etwas Neuem sein. Vielleicht findest du so den Mut, dich wieder für die Liebe zu öffnen oder du schaffst es, diese Single-Phase als das zu sehen, was sie nämlich auch sein kann: ein wilder Ritt zum nächsten großen Abenteuer. Hauptsache, du bist dabei ehrlich glücklich und machst dir nichts vor.