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Kolumne „Du bist viele"

Was ist deine Seele wert? Ein Leitfaden für Beziehungsenden

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Wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man eine Beziehung beenden muss, und warum gibt es dafür keinen Leitfaden? Heute, eine ganze Weile nachdem das alles vorbei ist und ich über häusliche- und partnerschaftliche Gewalt Kolumnen und ein Buch schreibe, anstatt sie noch zu erleben, frage ich mich oft, wann der richtige Moment gewesen wäre, mich zu trennen.

Weit vor jenen Augenblicken, an denen eine Trennung in so wahnsinnig weite Ferne rutschte, bevor die Gewalt mit einzog, Drohungen und Angst den Tag bestimmten natürlich, aber wann? Wann kommt der Punkt, an dem das Maß voll ist? Wer bestimmt den? Wann weht eine rote Flagge zu viel auf dem Spielfeld des Partners und wann darf man sagen „Ich muss jetzt gehen“, selbst wenn man weiß, es bricht einem anderen Menschen das Herz.

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„Liebe macht schwachsinnig!“

Wenn wir über Beziehungen zwischen zwei Menschen sprechen, sprechen nur allzu gern von Liebe und von Anfängen. Von Beziehungsglück und dass man sich vertrauen und vergeben muss. Reden wir von Beziehungen, reden wir automatisch auch von Zweisamkeit. Von Vertrautheit. Von Schmetterlingen am Anfang und ganz große Gefühle später. Weiße Kleider. Mädchenträume. Prinzen und ganz viel positive Emotionen. Für immer. Oder zumindest für einen Zeitraum, den wir „für immer“ nennen. Und obgleich wir so häufig über die Liebe sprechen, sie besingen und sie Teil der meisten Filme, Bücher, Serien und Geschichten ist, werden wir im Grunde nie so richtig auf die vorbereitet. Vielleicht, weil man auf Liebe gar nicht vorbereiten kann. Weil sie einen trifft wie ein Schlag und dann zwei Herzen aneinanderbindet, die auch dann nicht voneinander loslassen können, wenn sie es vielleicht besser sollten. Liebe macht blind, so heißt es immer. Das stimmt. Sie macht, dass man Dinge nicht sieht, die man besser sehen sollte. Meine Oma sagte immer: „Liebe macht nicht blind, Liebe macht schwachsinnig.“ Meine Oma war 5 Mal verheiratet. Ich schätze, sie wusste, wovon sie sprach. Wir lernen über die Liebe so viel, aber nichts darüber was man macht, wenn Liebe zum Problem wird. Wenn sie anfängt weh zu tun. Wenn sie sich nicht mehr wie Liebe anfühlt, sondern eher wie eine Fessel und was man macht, wenn sie vorbei ist. Oder, wie in meinem Fall, vorbei sein muss, um mich selbst zu retten.

Leitfaden für Beziehungsenden

Zu jeder Beziehung die man eingeht, sollte es einen Leitfaden geben auf dem steht: „Hi. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Verbindung. Dir sei alles Gute gewünscht und ganz gewiss wird alles gut und das „für immer“ ist ein für immer. Aber für den Fall, dass das nicht so ist, dass der Traumprinz eher der Drache ist und dein Märchen ein klein wenig zu düster wird, hier ein kleiner Hinweis:

Wenn der Tag gekommen ist, an dem es sich nicht mehr gut anfühlt, dann musst du aufstehen und gehen. Auch, wenn es schwer ist. Auch, wenn es sich fürchterlich anfühlt. Auch, wenn du dir selbst wie ein schlechter Mensch vorkommst. Auch, wenn du damit vielleicht ein Herz brichst. Auch, wenn es sich wie das Schwerste anfühlt, was du jemals gemacht hast. Wenn der Augenblick kommt, der sich nach „es geht nicht mehr“ oder gar „ich kann einfach nicht mehr“ anfühlt, dann hast du genug gegeben. Du hast es versucht. Du hast höchst wahrscheinlich bis zum Letzten gekämpft oder bis zu deiner eigenen Schmerzgrenze. Egal wieviel oder wenig du gegeben hast, es war auf jeden Fall genug, wenn es nun nicht mehr geht. Deswegen, am Ende all dessen, darfst du gehen. Du darfst dabei leiden und heulen und in Vanilleeis baden, alles tausendmal hinterfragen und all deinen Freunden die Schultern nass weinen. Aber wenn der Moment gekommen ist, an dem sich das alles nicht mehr gesund anfühlt, an dem du nicht mehr glücklich bist, an dem die Tage an denen es schlecht läuft, jenen an denen alles soweit Okay ist überwiegen, dann ist spätestens da der Punkt, an dem du aufstehst und gehst.

Weil du ein Recht darauf hast, glücklich zu sein. So banal das auch klingen mag. Es ist dein Recht und dieses hast du stets. Nicht erst dann, wenn dein Umfeld es dir erlaubt oder Konventionen, die eigene Mutter damit glücklich ist, der Partner auch oder auch noch der Letzte, der schlussendlich auch noch irgendeine Meinung zu dir, deinem Leben und deiner Beziehung hat. Und Liebe, egal wie tief empfunden, darf als allerletztes der Grund sein warum du in einer Verbindung bleibst, die dir schadet. Denn das ist nicht der Sinn von Liebe. Nicht ihr Zweck und gewiss niemals das, was sie zu sein versucht. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, ehrlich und aufrichtig geliebt zu werden. Mit Respekt behandelt zu werden und am Ende sein eigenes Maß an Glück zu finden. Du auch!
Und weil du dieses Recht hast, darfst du Schluss machen. Dich trennen. Scheiden lassen. Gehen oder zur Not sogar weglaufen. Weil die Annahme, man müsse eine einmal getroffene Entscheidung bis zum bitteren Ende aufrechterhalten, schlicht nicht wahr ist.

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Der Zeitpunkt, sich aus einer zu lösen, die einen nicht guttut, ist immer: Jetzt.“

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Du bist das Maß!

Ich hätte das gerne gewusst. Das denke ich heute sehr oft, wenn ich an die Zeit in dieser Partnerschaft zurückdenke, in der Liebe irgendwann nur noch ein Mittel war, um psychische und manchmal körperliche Gewalt zu legitimieren. Ich hätte gern gewusst, dass ich aufstehen und gehen kann. Dass ich niemandem etwas schuldig bin, auch dann nicht, wenn mein Partner beteuert, dass es ihn verletzt. Niemandem, außer mir selbst.

Das ist es wohl, was Selbstwert am Ende bedeutet. Nicht die Frage vor dem Spiegel, wer wohl die Schönste ist im ganzen Land. Nicht der knackigste Po, der idealste BMI, die perfekteste Figur oder die gesündesten Haare. Selbstwert bedeutet, dass man sich selbst noch etwas schuldig ist. Liebe, die man für sich selbst empfindet. Prioritäten, die einen selbst meinen und ein Leben, dass das beste aller Leben sein kann oder es zumindest zu sein versucht. Was ist sie nun also wert, die eigene Seele? Ich schätze, die Antwort lautet: Alles. Immer alles. Und noch ein klein wenig mehr.

Du möchtest mehr von Nicole Jäger lesen? Hier findest du den ersten Teil ihrer Kolumne „Du bist viele". Der dritte Teil erscheint am 24. August exklusiv hier bei desired. Nicoles aktuelles Buch „Unkaputtbar" findest du ab sofort im Buchhandel.

Unkaputtbar: Wie mein Mangel an Selbstwert zum Problem wurde und wie ich da wieder rauskam

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Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 23.04.2024 15:09 Uhr

Gewalt gegen Frauen ist leider trauriger Alltag. Kennst du die wichtigsten Schlag- und Tritttechniken zur Selbstverteidigung? Der Besucht eines Selbstverteidigungskurses ist immer sinnvoll und hilft zudem dabei, das nötige Selbstvertrauen aufzubauen. Auch im Video geben wir dir einige nützliche Tipps, wie du dich gegen einen Angriff schützen und ggf. zur Wehr setzen kannst:

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Bildquelle: Pexels/ATC Comm Photo

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