Oft stehen wir uns als Eltern unbewusst selbst im Weg. Tief sitzende Überzeugungen beeinflussen unser Verhalten und prägen, wie wir auf unsere Kinder reagieren. Diese inneren Glaubenssätze wirken wie unsichtbare Saboteure – sie schleichen sich in unseren Alltag und können die Beziehung zu unseren Kindern belasten. Doch es gibt eine gute Nachricht: Wir können diese Muster erkennen und bewusst verändern. Eltern zu sein gehört zu den größten Herausforderungen überhaupt. Wir lieben unsere Kinder von ganzem Herzen und wünschen uns, ihnen die besten Eltern zu sein. Gleichzeitig tragen wir unsere eigene Vergangenheit in uns – Erlebnisse und Erfahrungen, die uns geprägt haben und die unbewusst hinderliche Glaubenssätze entstehen lassen können. Diese Überzeugungen wirken oft wie ein Filter, durch den wir unser Elternsein wahrnehmen und beurteilen. Aber welche Glaubenssätze sind besonders kritisch – und wie können wir sie auflösen?
#1
„Ich muss immer perfekt sein.“
Der Anspruch, in jedem Moment eine perfekte Mutter oder ein perfekter Vater zu sein, ist nicht nur unrealistisch – er ist regelrecht schädlich. Dieser Glaubenssatz führt dazu, dass du dich ständig unter Druck setzt und jede deiner Handlungen überkritisch hinterfragst. Du vergleichst dich womöglich mit anderen Eltern, die in sozialen Medien scheinbar mühelos alles unter einen Hut bekommen.
Perfektion im Elternsein ist eine Illusion. Kinder brauchen keine fehlerfreien Eltern, sondern authentische Bezugspersonen, die auch zu ihren Schwächen stehen können. Wenn du dir erlaubst, Fehler zu machen und daraus zu lernen, gibst du deinem Kind eine wertvolle Lektion mit auf den Weg: Auch Scheitern gehört zum Leben dazu – und wie wir damit umgehen, ist entscheidend.
Das Buch „Die herrlich unperfekte Mutter: Dein Weg zu mentaler Gelassenheit“ bietet praktische Übungen, um den Perfektionismus abzulegen und mehr Gelassenheit im Familienalltag zu finden.
#2
„Mein Kind sollte immer glücklich sein.“
Viele Eltern fühlen sich verantwortlich für das Glück ihrer Kinder. Dieser Glaubenssatz kann dazu führen, dass du jegliche Frustration oder Enttäuschung von deinem Kind fernhalten möchtest. Du springst sofort ein, wenn Probleme auftauchen, und versuchst, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Doch Kinder müssen lernen, mit schwierigen Gefühlen umzugehen. Wenn du versuchst, deinem Kind jede Enttäuschung zu ersparen, nimmst du ihm wichtige Lernerfahrungen. Emotionale Widerstandsfähigkeit entwickelt sich gerade dann, wenn Kinder herausfordernde Situationen bewältigen. Statt zu versuchen, negative Gefühle zu verhindern, kannst du deinem Kind beibringen, diese Emotionen zu erkennen, zu benennen und angemessen damit umzugehen.
Gefühlskarten für Kinder helfen den Kleinen spielerisch, ihre Emotionen zu identifizieren und zu verstehen – eine wichtige Grundlage für emotionale Intelligenz.
10 Dinge, die alle Eltern kennen
Alle Eltern sind anders! Jede Mutter und jeder Vater ist anders! Und jedes Kind hat unterschiedlich stark ausgeprägte Bedürfnisse. Aber von bestimmten Dingen können einfach alle Eltern ein Lied singen!
#3
„Ich muss mein Kind ständig fördern, sonst wird es nicht erfolgreich.“
In unserer leistungsorientierten Gesellschaft macht sich dieser Glaubenssatz bei vielen Eltern bemerkbar. Du könntest das Gefühl haben, dass dein Kind schon früh verschiedenste Fähigkeiten entwickeln muss, um später im Leben zu bestehen. Der Terminkalender füllt sich mit Förderkursen, Sportaktivitäten und Nachhilfe – Zeit für freies Spiel bleibt kaum noch übrig.
Dabei ist genau dieses unstrukturierte Spielen so wichtig für die kindliche Entwicklung. Kinder brauchen Raum für Kreativität, für eigene Entdeckungen und selbstgesteuerte Lernprozesse. Übermäßiger Leistungsdruck kann zu Stress führen und die intrinsische Motivation deines Kindes hemmen. Vertraue darauf, dass dein Kind seinen eigenen Weg finden wird – und dass du es dabei unterstützen kannst, ohne es zu überfordern.
#4
„Meine Bedürfnisse sind zweitrangig.“
Ein besonders heimtückischer Glaubenssatz ist die Überzeugung, dass deine eigenen Bedürfnisse nicht wichtig sind, sobald du Elternteil wirst. Du stellst vielleicht alles zurück – deine Hobbys, Freundschaften, Zeit für dich selbst – und lebst nur noch für deine Familie.
Diese Selbstaufopferung mag edel erscheinen, führt langfristig jedoch zu Erschöpfung und Frustration. Deine Kinder brauchen kein Elternteil, das völlig ausgebrannt ist, sondern eines, das auch für sich selbst sorgt. Indem du dir regelmäßig Zeit für deine eigenen Bedürfnisse nimmst, wirst du nicht nur ausgeglichener, sondern gibst deinen Kindern auch ein wichtiges Vorbild mit: Selbstfürsorge ist ein wesentlicher Teil eines gesunden Lebens.
#5
„Ich erziehe mein Kind komplett anders als meine Eltern.“
Unsere eigene Kindheit prägt stark, wie wir als Eltern handeln – entweder kopieren wir unbewusst das Verhalten unserer Eltern oder wir schwören uns, alles völlig anders zu machen. Beides kann problematisch sein, wenn es unreflektiert geschieht.
Wenn du dich dabei ertappst, Sätze zu sagen, die du als Kind selbst gehört hast und die dich verletzt haben, oder wenn du aus Prinzip immer das Gegenteil von dem tust, was deine Eltern getan hätten, lohnt es sich, innezuhalten. Nicht alles aus deiner eigenen Erziehung war schlecht, und nicht alles muss zwangsläufig anders sein. Es geht vielmehr darum, bewusste Entscheidungen zu treffen, die zu dir und deinem Kind passen – unabhängig davon, wie deine eigenen Eltern gehandelt hätten.
Ein Gedanken-Journal unterstützt dich dabei, deine eigene Geschichte aufzuarbeiten und einen authentischen Weg als Elternteil zu finden.
Was du dagegen tun kannst:
Diese einschränkenden Glaubenssätze aufzulösen beginnt damit, sie überhaupt wahrzunehmen. Achte auf deine inneren Dialoge und hinterfrage kritische Gedanken: Woher kommen sie? Sind sie wirklich hilfreich? Versuche, mehr Mitgefühl für dich selbst zu entwickeln – Elternsein ist ein Lernprozess für alle Beteiligten.
Erlaube dir, deinen ganz persönlichen Weg im Elternsein zu gehen – mit allen Höhen und Tiefen. Vertraue darauf, dass die Liebe zu deinem Kind und dein Bemühen, es bestmöglich zu begleiten, die wichtigsten Zutaten für eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung sind.