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Alte Mütter

Späte Schwangerschaft bringt fittere Kinder

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Heutzutage bringen Frauen immer später ihr erstes Kind zur Welt. Schwanger mit 40 zu sein ist nichts Besonderes mehr. Immer weniger Frauen lassen sich von dem penetranten Ticken ihrer biologischen Uhr unter Druck setzen. Wir wollen nun nicht sagen: Kein Grund zur Sorge. Denn hat das letzte Sandkorn das Nadelöhr passiert, ist nichts mehr mit eigenem Nachwuchs. Auch steigen in der späten Schwangerschaft bestimmte Risiken, etwa für Fehlgeburten oder Trisomie 21. Dennoch können wir Entwarnung geben: Tendenziell haben ältere Mütter nämlich tatsächlich gesündere, größere und gebildetere Kinder als junge Frauen.

Derzeit sind die Mütter in Deutschland im Schnitt 29,5 Jahre alt, wenn sie ihr erstes Kind gebären, am jüngsten sind sie in Mecklenburg Vorpommern (28 Jahre), die Spätentscheider leben in Berlin, Bayern und Baden-Württemberg (30 Jahre). In den vergangenen 25 Jahren hat sich das Alter der Mütter bei der Geburt immer weiter nach hinten verschoben. 1980 lag es noch bei 25,2 Jahren in den alten und bei 22,1 Jahren in den neuen Bundesländern.

Späte Schwangerschaft
Späte Schwangerschaft: Die Mütter in Deutschland sind im Schnitt 29,5 Jahre alt, wenn sie ihr erstes Kind gebären

Risiken einer späten Schwangerschaft

Manche Experten zeigten sich aufgrund dieser Entwicklung besorgt und wiesen auf die Risiken später Schwangerschaften hin. Man nahm an, dass der Nachwuchs spät gebärender Mütter im Erwachsenenalter häufiger krank ist. Immerhin hatte der Körper der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt schon abgebaut, die Eizellen waren schlechter, die Plazenta schwächer. Je älter die Mutter, desto größer die Gefahr für die Kinder, im Alter an Alzheimer, Bluthochdruck oder Diabetes zu erkranken, so die Warnung.

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock und die London School of Economics haben nun in einer gemeinsamen Studie herausgefunden, dass dem nicht so ist. Im Gegenteil: Die Forscher hatten für ihre Studie Daten von mehr als 1,5 Millionen Frauen und Männern aus Schweden analysiert, die zwischen 1960 und 1991 geboren wurden. Sie untersuchten Größe, Fitness, Schulabschlüsse und Bildungsstand.

Kinder älterer Mütter gesünder und gebildeter

späte Schwangerschaft
Kinder älterer Mütter sind gesünder.

Demnach sind die Kinder älterer Mütter größer und gesünder, erreichten bessere Schulleistungen und besuchten häufiger eine Universität als die Gleichaltrigen jüngerer Mütter. Dies galt selbst für Kinder von Müttern, die im Alter von 40 Jahren Mutter wurden sowie für Geschwister mit einem großen Altersabstand. Diese besuchten im Schnitt rund ein Jahr länger die Schule oder Universität als ihre 20 Jahre älteren Geschwister.

Dies hängt offenbar mit den Rahmenbedingungen zusammen, unter denen das Kind aufwächst: Bringt eine Frau ihr Kind zehn Jahre später, also mit 40 statt 30 Jahren zur Welt, haben sich in diesem Jahrzehnt auch die gesundheitlichen und sozialen Bedingungen verbessert, unter denen das Kind aufwächst. Kinder älterer Mütter profitieren demnach von einem verbesserten Gesundheitswesen. Den Ergebnissen der Forscher zur Folge werden die biologischen Risiken einer späten Schwangerschaft so von den positiven Veränderungen der äußeren Einflüsse mehr als ausgeglichen.

Bildung und gemeinsam verbrachten Zeit entscheiden

Schon 2012 hatte das MPIDR in einer ähnlichen Studie mit Daten von 18.000 US-Amerikanern gezeigt, dass Kinder älterer Mütter (35 bis 44 Jahre bei der Geburt) weniger anfällig sind für Krankheiten im Erwachsenenalter als die Kinder junger Mütter. Bekamen Mütter schon mit weniger als 25 Jahren ihr Kind, war dieses als Erwachsener häufiger übergewichtig, kränker und starb früher. Der Nachwuchs von 20- bis 24-jährigen Müt­tern hatte um fünf Prozent mehr Krankheiten, der von 14- bis 19-Jährigen sogar 15 Prozent mehr.

Der Trugschluss, dem viele Wissenschaftler lange aufsaßen, resultierte laut der aktuellen Untersuchung aus der Vielzahl an Studien, die Gesundheitsrisiken bei später Schwangerschaft untersuchten, allerdings stets auf Daten aus dem frühen 20. Jahrhundert zurückgriffen. Denn zwei entscheidende Faktoren veränderten sich im Laufe der Zeit grundlegend: Vor hundert Jahren starben die Menschen früher, sodass Kinder älterer Mütter häufig früh Waise wurden. Gleichzeitig bekamen damals besonders die schlecht gebildeten Eltern bis ins hohe Alter weitere Kinder, die höher gebildeten nicht.

Entscheidend für die spätere Gesundheit von Kindern ist laut den Forschern aber

  1. die Bildung der Mutter und
  2. die Anzahl der gemeinsam mit ihr verbrachten Jahre.

Denn je früher ein Kind seine Mutter verliert, desto kränker wird es später. Und auch eine geringere Bildung geht laut Studien mit höheren Krankheitsrisiken einher. Heutzutage verbringen aufgrund einer gestiegenen Lebenserwartung aber auch die Kinder älterer Mütter mit ihnen viele gemeinsame Jahre. Zudem sind es eher die hochgebildeten Frauen, die in späteren Jahren Kinder bekommen. Demzufolge bereinigten die Forscher die Daten um genau diese zwei Faktoren und erhielten die entsprechenden Ergebnisse.

„Unsere Daten legen nahe: Was auf den ersten Blick aussieht wie der negative Einfluss eines fortgeschrittenen Mutteralters, ist ein Scheineffekt, hinter dem tatsächlich steckt, welchen Bildungsstand die Mutter hat und in welchem Alter das Kind die Mutter verliert“, so die Studienautoren. Für die heutige Gesundheitspolitik stellen sie deshalb fest: „Was die spätere Gesundheit der Kinder angeht, brauchen wir uns um das momentan steigende Alter der Mütter nicht zu sorgen.“

Bildquelle:iStock/KatarzynaBialasiewicz, iStock/ChristinLola