Auch wir schauen uns jede Woche die neuste Folge von „Der Bachelor” mit großem Vergnügen an und machen uns in unserer Kolumne über das Trash-TV-Format lustig. Ob sich RTL mit dem aktuellen Bachelor Sebastian Preuss jedoch einen Gefallen getan hat, ist fraglich: Denn seit der Ausstrahlung der Folge letzte Woche hagelt es auf Twitter, Instagram & Co. einen regelrechten Shitstorm gegen den Münchner und auch den Sender.
Linda musste gehen, weil sie ihn nicht küssen wollte
Sechs Frauen hat Sebastian Preuss bisher in sechs Folgen von „Der Bachelor” geküsst. In der gestrigen Folge lud er drei Frauen auf exakt das selbe Einzeldate ein, um sie „miteinander zu vergleichen” und küsste Kandidatin Natali, nachdem diese ihm eigentlich gesagt hatte, dass ihr die Nähe beim Baden mit ihm etwas zu viel sei. Favoritin Linda sollte in Folge fünf beim Einzeldate ebenfalls dran glauben – doch sie signalisierte ihm, dass es für sie noch zu früh sei und sie nicht eine von Vielen sein wolle. Darauf kam der Bachelor nicht wirklich klar: Im Pool am Abend drängte er Linda förmlich an den Rand und kam immer wieder auf das Thema Küssen zu sprechen. „Wir sind hier nicht bei ,Wünsch dir was'”, bemerkt Linda. „Doch, sind wir. Und ich wünsche mir was”, entgegnet Sebastian.
„Du hättest dir denken können, dass es ein Übernachtungs-Date wird, wenn man bis abends im Hotel bleibt. Du bist doch ein kluges Mädchen”
Sebastian zu Linda
Am nächsten Morgen beim Frühstück geht der Spaß weiter: Sebastian könne immer noch nicht verstehen, warum Linda ihn nicht küssen und nicht bei ihm übernachten wollte. „Du weißt ja, die Zeit hier ist sehr, sehr knapp”, belehrt er die 24-Jährige und fordert sie auf, daran zu arbeiten, dass es besser zwischen ihnen laufe.
Auch in der Nacht der Rosen spricht er Linda erneut darauf an, dass sie Initiative zeigen solle. Sie bleibt bei ihrer Entscheidung, bekundet aber erneut großes Interesse an ihm. Das reicht dem Bachelor nicht: Linda muss gehen. Stattdessen bekommt Kandidatin Natali, mit der Sebastian zuvor ein unheimlich peinliches und stockendes Gespräch geführt hat, die letzte Rose.

Shitstorm: Sebastian als Chauvinist bezeichnet
Zwar behauptet Sebastian, dass er Linda nicht weitergelassen habe, weil sie sich in einer Sackgasse befunden hätten. „Der Grund war nicht der Kuss, den du mir verweigert hast.“ „Verweigert“ – allein diese Wortwahl ist ein Problem. Die Message von diesem Abend ist klar: Wer Sebastian Preuss körperlich nicht an sich ranlässt, der fliegt. Auf Twitter folgen unzählige Kommentare, die sein Verhalten als chauvinistisch, sexistisch und manipulierend bezeichnen.
Manche verwenden sogar das Hashtag #metoo und sprechen von emotionaler Erpressung gegenüber Linda. Und ganz ehrlich, welche Message sendet dieses Verhalten an junge Frauen: Wenn du nicht tust, was ein Mann von dir will, hast du keine Chance bei ihm?
„Der schlimmste Bachelor bisher”
Auch auf Instagram geht der Shirtstorm weiter, als Sebastian Preuss ein neues Foto von sich postet. Kommentare wie „Du bist so ein typischer Tinder Fuckboy, der Frauen manipuliert, um seinen Willen durchzusetzen” oder „Ein Mädchen zu verunsichern, nur weil sie noch nicht bereit ist dich zu küssen, ist Belästigung und zeigt, dass du noch nie etwas von Emanzipation gehört hast. Es ist traurig, dass so etwas ausgestrahlt wird”, liest man vielfach. Selbst Vorgänger wie Daniel Völz oder Oliver Sanne, die auch nichts anbrennen ließen, wirken im Vergleich zum diesjährigen Bachelor richtig harmlos.
Auch RTL selbst wird kritisiert
Viele User fragen sich, warum jemand wie Sebastian Preuss so eine Plattform wie die Sendung geboten bekommt. Einer schreibt: „Vorbestraft, misshandelt Tiere und kann es nicht verkraften, wenn eine Frau „nein“ sagt. Vielversprechenden Typen habt ihr da aufgetrieben, liebes RTL". Andere finden die gezeigten Szenen „ekelerregend" und „frauenverachtend", wollen die Sendung nicht mehr weiter schauen oder fordern eine Stellungnahme.
Ebenfalls mehrfach kritisiert wurde der Umgang mit Linda am Ende der Sendung: Hier war ein Zusammenschnitt zu sehen, in dem immer wieder der Satz fiel „Ich bin einfach ich geblieben", ein paar mal anders formuliert und geloopt, zur Belustigung. Viele Zuschauer hielten es nicht für angebracht, sie angesichts der Vorfälle so darzustellen und ihre starke Haltung ins Lächerliche zu ziehen.
Aber ist nicht die ganze Sendung sexistisch?
Gegenwind bekommen Kritiker nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen, die nicht verstehen, warum man sich über die Sendung und ihren Bachelor so sehr aufregt. Sie werfen in den Raum, dass man als Feministin oder Unterstützer von starken Frauen solch ein Format ohnehin nicht schauen sollte; immerhin bemühen sich jetzt schon in der 10. Staffel unzählige Frauen um einen einzigen Mann, die ja angeblich genau wissen sollten, worauf sie sich dort einlassen.
Dass solch ein Unterfangen jedoch auch respektvoller vonstatten gehen kann, haben uns vergangene Staffeln gezeigt. Und dass die Wahl des Bachelors meist cleverer war, auch.
Bildquelle: TVNOW, Twitter
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