Starten wir mal mit einem kleinen Gedankenspiel: Wenn du jetzt einen Blick auf deine Dating-Historie zurückwirfst, kannst du dann ein paar Muster erkennen? Zum Beispiel, dass du immer auf bestimmte Eigenschaften bei Personen achtest oder dass du nur Leute anziehst, die ganz bestimmte Charakterzüge oder sogar äußere Merkmale haben? Das ist natürlich nur menschlich. Wir alle haben schließlich gewisse „Vorlieben“, die auch unsere Partnerwahl beeinflussen.
Doch tatsächlich sagen diese Muster oft mehr über unsere Persönlichkeit, unbewussten Bedürfnisse und früheren Bindungserfahrungen aus, als wir im ersten Moment vielleicht denken. Und nicht immer sind sie vorteilhaft für unsere Entscheidungen beim Dating. Höchste Zeit also, mal einen genauen Blick auf diese wiederkehrenden Muster zu werfen! Vielleicht erkennst du dich ja in einem davon wieder ...
#1
Du fühlst dich zu „Bad Boys“ oder „Bad Girls“ hingezogen
Der geheimnisvolle Typ, der nicht so richtig greifbar ist, zieht dich magisch an? Menschen, die etwas Rebellisches oder Unberechenbares ausstrahlen, faszinieren dich immer wieder? Das könnte bedeuten, dass du unbewusst nach Spannung suchst, weil dir stabile Beziehungen schnell langweilig werden.
Oft steckt dahinter auch ein unsicherer Bindungsstil. Denn wenn Liebe in deiner Kindheit mit Unsicherheit verbunden war, fühlen sich solche emotionalen Achterbahnfahrten vertraut an. Manchmal versteckt sich auch der Wunsch dahinter, jemanden „zu verändern“ und dir dadurch deinen eigenen Wert zu beweisen.
#2
Du bevorzugst Menschen, die dir ähnlich sind
Du fühlst dich am wohlsten mit Partner*innen, die ähnliche Interessen, Werte und Lebensziele haben wie du? Das spricht für einen gesunden Wunsch nach emotionaler Sicherheit und Vertrautheit. Die Psychologie nennt das „Ähnlichkeits-Anziehung“. Heißt: Wir fühlen uns zu Menschen hingezogen, die uns bestätigen und bei denen wir weniger Konflikte erwarten.
Du schätzt wahrscheinlich Harmonie und bist möglicherweise ein sicherer Bindungstyp, der auf gegenseitiges Verständnis in Beziehungen setzt. Das kann sehr bereichernd sein, kann aber auch die Gefahr bergen, dass ihr euch in eurer gemeinsamen Komfortzone einrichtet.
#3
Du suchst immer nach dem „Retter-Typ“
Wenn du dich ständig zu Menschen hingezogen fühlst, die Probleme haben oder „gerettet“ werden müssen, könnte das auf ein ausgeprägtes Helfersyndrom hinweisen. Oft steckt dahinter der unbewusste Wunsch, sich gebraucht zu fühlen und durch die Unterstützung anderer den eigenen Selbstwert zu steigern.
Diese Tendenz kann auch aus der Kindheit stammen – vielleicht hattest du früh die Rolle der*des Unterstützenden in deiner Familie und suchst nun nach vertrauten Dynamiken. Das Problem: Du könntest in einer Co-Abhängigkeitsdynamik landen, in der du dich über das Geben definierst.
#4
Du stehst auf den „unerreichbaren“ Typ
Ziehen dich Menschen an, die emotional distanziert sind oder kein echtes Interesse zeigen? Vielleicht sogar Menschen, die bereits vergeben oder auf andere Weise nicht verfügbar sind? Das könnte bedeuten, dass du zwar Nähe suchst, aber gleichzeitig Angst davor hast.
Psycholog*innen sprechen hier von einem ängstlich-vermeidenden Bindungsstil: Die Herausforderung, jemanden „zu gewinnen“, gibt dir Bestätigung, aber echte Intimität macht dir unbewusst Angst. Manchmal verwechseln wir auch die Aufregung der Eroberung mit echter Liebe.
#5
Du bevorzugst Gegensätze
„Gegensätze ziehen sich an“ – wenn du immer wieder zu Menschen tendierst, die völlig anders sind als du, suchst du möglicherweise nach Ergänzung und Wachstum. Das kann sehr bereichernd sein, wenn beide Partner*innen bereit sind, voneinander zu lernen.
Allerdings kann es auch bedeuten, dass du dir in bestimmten Bereichen selbst nicht vertraust und diese Eigenschaften lieber bei anderen bewunderst, statt sie in dir zu entwickeln. Frag dich ehrlich: Bewunderst du diese Eigenschaften oder suchst du nach jemandem, der deine vermeintlichen „Schwächen“ ausgleicht?
#6
Du wählst immer den „Sicherheits-Typ“
Stabilität, Verlässlichkeit und Vorhersehbarkeit stehen bei dir an erster Stelle? Das spricht für einen starken Wunsch nach emotionaler Sicherheit und kann auf vergangene Erfahrungen mit Unbeständigkeit hinweisen.
Menschen, die diesen Typ bevorzugen, sind oft sehr verantwortungsbewusst und planen gerne voraus. Du möchtest eine solide Basis schaffen, auf der du langfristig aufbauen kannst. Manchmal kann diese Präferenz aber auch bedeuten, dass du Angst vor Veränderung hast und dich zu sehr in deiner Komfortzone versteckst.
#7
Du suchst Partner*innen, die dir viel Freiheit lassen
Wenn du dich von Menschen angezogen fühlst, die dir Raum geben und dich nicht „einengen“, spricht das für ein starkes Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Autonomie. Möglicherweise hast du einen vermeidenden Bindungsstil entwickelt, bei dem dir zu viel Nähe unangenehm wird.
Das kann eine gesunde Reaktion auf vergangene kontrollierende Beziehungen sein oder ein Zeichen dafür, dass du Angst vor emotionaler Abhängigkeit hast. Die Herausforderung liegt darin, Freiraum und Verbindung in Balance zu bringen.
Erkennst du dich in einem dieser Muster wieder?
Zuallererst mal: Das ist völlig normal und ein wichtiger erster Schritt, um bewusster mit deiner Partnerwahl umzugehen. Nimm dir also die Zeit, ehrlich zu reflektieren: Welche Eigenschaften haben deine bisherigen (Dating-)Partner*innen gemeinsam? Und welche Bedürfnisse hast du vielleicht versucht, durch diese Beziehungen zu erfüllen?
Fakt ist: Es ist absolut okay, einen „Typ“ zu haben (davon kann sich sicherlich niemand freisprechen). Problematisch wird es nur, wenn dich diese Vorlieben immer wieder in ungesunde Dynamiken führen. Wenn du merkst, dass sich destruktive Muster wiederholen, kann es helfen, tiefer zu schauen – vielleicht sogar mit professioneller Unterstützung. Eine wirklich gesunde Beziehung entsteht nämlich dann, wenn du bewusst wählst, wer in dein Leben passt, und nicht mehr versuchst, durch bestimmte Personen alte Wunden zu heilen.