Der Weg zur eigenen Immobilie kann besonders für Frauen eine Herausforderung darstellen. Gesellschaftliche Rollenbilder, niedrigere Gehälter und Karriereunterbrechungen erschweren oft den Zugang zu Krediten und Finanzierungen. Doch es gibt keinen Grund, sich davon entmutigen zu lassen! Wir verraten dir, wie du als Frau deine Baufinanzierung selbstbewusst in die Hand nehmen kannst und welche Strategien dir dabei helfen, deinen Traum vom Eigenheim Wirklichkeit werden zu lassen.
- 1.Warum Frauen bei der Baufinanzierung oft benachteiligt sind
- 2.So geht Baufinanzierung für Frauen
- 2.1.#1 Finanzkompetenz aufbauen
- 2.2.#2 Die eigene Bonität stärken
- 2.3.#3 Eigenkapital aufbauen
- 2.4.#4 Die richtige Finanzierung finden
- 2.5.#5 Selbstbewusst verhandeln
- 3.Wichtig: Risiken realistisch einschätzen
- 4.Gemeinsame Finanzierung: Darauf solltest du achten
Warum Frauen bei der Baufinanzierung oft benachteiligt sind
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Frauen verdienen in Deutschland immer noch durchschnittlich 16 Prozent weniger als Männer. Dieser Gender Pay Gap wirken sich direkt auf die Kreditwürdigkeit aus, denn Banken bewerten vor allem ein stabiles, ausreichend hohes Einkommen. Hinzu kommen typische „weibliche“ Erwerbsbiografien mit:
- Erwerbsunterbrechungen durch Elternzeiten oder Pflegephasen
- Teilzeitbeschäftigungen, die zu geringeren Gesamteinkommen führen
- Befristeten Arbeitsverträgen, besonders in frauendominierten Branchen
- Selbstständigkeit mit schwankenden Einkünften
All diese Faktoren können dazu führen, dass Frauen bei der Kreditvergabe als „Risikokunden“ eingestuft werden. Die Folge: höhere Zinsen, niedrigere Darlehenssummen oder sogar komplette Ablehnungen von Finanzierungsanfragen.
Neben den strukturellen Hindernissen gibt es auch noch psychologische Barrieren, die Frauen den Weg zur eigenen Baufinanzierung erschweren: „Finanzen sind Männersache“ – dieser tief verankerte Glaubenssatz hält viele Frauen davon ab, sich intensiv mit dem Thema Baufinanzierung zu beschäftigen. Sie überlassen diese Entscheidungen dem Partner oder schieben sie komplett auf. Die gute Nachricht: Diese inneren Barrieren lassen sich überwinden! Der erste Schritt ist, dir bewusst zu machen, dass du als Frau genauso fähig bist, finanzielle Entscheidungen zu treffen – und dass es sogar essenziell für deine finanzielle Unabhängigkeit ist, diese Kompetenz zu entwickeln.
So geht Baufinanzierung für Frauen
Der Weg zur eigenen Immobilie beginnt mit solider Vorbereitung und einem durchdachten Plan. Hier sind die wichtigsten Schritte:
#1 Finanzkompetenz aufbauen
Informiere dich gründlich über alle Aspekte einer Baufinanzierung. Nutze dafür:
- Fachliteratur und Ratgeber speziell zum Thema Baufinanzierung
- Unabhängige Finanzblogs, besonders von und für Frauen
- Podcasts zu Finanzen und Immobilien
- Seminare und Workshops (online oder in Präsenz)
- Vorausberatung bei einer Bank oder einem Finanzvermittler, um dein Kreditvolumen oder den Kaufpreis herauszufinden
Das Ziel ist nicht, zur Finanzexpertin zu werden, sondern die Grundprinzipien und wichtigsten Begriffe zu verstehen, um selbstbewusst mit Banken und Berater*innen verhandeln zu können.
#2 Die eigene Bonität stärken
Deine Kreditwürdigkeit entscheidet maßgeblich über Konditionen und Darlehenssumme. So kannst du sie verbessern:
- Schulden abbauen – besonders teure Konsumkredite und Dispokredite
- Regelmäßiges Sparen nachweisen – das zeigt Finanzierungsdisziplin
- Unnötige Kreditkarten kündigen – zu viele Kreditrahmen können die Bonität belasten
- SCHUFA-Auskunft prüfen und gegebenenfalls fehlerhafte Einträge korrigieren lassen
- Feste Anstellung anstreben – wenn möglich mit unbefristetem Vertrag
- Gehaltssteigerungen durch Weiterbildung oder Jobwechsel erzielen
Besonders als selbstständige Frau ist es wichtig, eine mehrjährige (mindestens 24 Monate, besser noch 36 Monate) positive Einkommensentwicklung nachweisen zu können.
#3 Eigenkapital aufbauen
Je mehr Eigenkapital du mitbringst, desto besser sind die Konditionen und desto kleiner ist der Kreditbedarf. Bewährte Strategien sind:
- Konsequenter Sparplan – idealerweise 15 bis 20 Prozent des Nettoeinkommens
- ETF-Sparpläne für mittelfristigen Vermögensaufbau (5 bis 10 Jahre)
- Staatliche Förderungen nutzen (Wohnungsbauprämie, Arbeitnehmersparzulage)
- Eigenleistung beim Bau oder Umbau einplanen
Als Faustregel gilt: 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten sollten als Eigenkapital vorhanden sein, plus 10 bis 15 Prozent für Nebenkosten wie die Grunderwerbsteuer.
#4 Die richtige Finanzierung finden
Bei der Suche nach der besten Finanzierung solltest du folgende Punkte beachten:
- Mehrere Angebote einholen – mindestens von drei verschiedenen Anbietern
- Unabhängige Finanzierungsberatung in Anspruch nehmen
- Online-Vergleichsportale nutzen, aber nicht ausschließlich darauf vertrauen
- Förderungen recherchieren – zum Beispiel KfW und BAFA
- Auf versteckte Kosten achten (Bereitstellungszinsen, Bearbeitungsgebühren)
Eine besonders frauenfreundliche Option sind Baufinanzierungen mit flexiblen Rückzahlungsmöglichkeiten. Diese erlauben beispielsweise Tilgungspausen bei Elternzeit oder die problemlose Umstellung von Raten bei Wechsel in Teilzeit.
#5 Selbstbewusst verhandeln
Im Gespräch mit der Bank ist selbstbewusstes Auftreten entscheidend:
- Gut vorbereitet erscheinen – mit allen notwendigen Unterlagen
- Klar kommunizieren, was du dir leisten kannst und willst
- Verhandlungsspielraum kennen – bei Zinsen und Sondertilgungsoptionen gibt es oft mehr Flexibilität als zunächst angeboten
- Bei Ablehnung nachhaken – frage konkret nach den Gründen und wie du sie ausräumen kannst
- Eine Vertrauensperson mitnehmen, wenn du dich allein unsicher fühlst
Lass dich nicht unter Druck setzen. Eine Baufinanzierung ist eine langfristige Verpflichtung, die wohlüberlegt sein will. Worauf du bei deiner ersten Finanzierungsberatung noch achten solltest, verraten wir dir hier.
Wichtig: Risiken realistisch einschätzen
Bei aller Begeisterung für den Weg ins Eigenheim ist es wichtig, auch die Risiken im Blick zu behalten:
- Überschuldungsgefahr bei zu knapp kalkulierter Finanzierung
- Zinsänderungsrisiko nach Ablauf der Zinsbindung
- Einkommensausfälle durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Trennung
- Wertentwicklungsrisiken je nach Lage und demografischer Entwicklung
Um diese Risiken zu minimieren, solltest du folgende Vorsichtsmaßnahmen treffen:
- Rate sollte maximal 40 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens für die Finanzierung ausmachen
- Finanzielle Reserven für Notfälle bilden und erhalten (3 bis 6 Monatsgehälter)
- Lange Zinsbindungen wählen (15 bis 20 Jahre)
- Hohe anfängliche Tilgung (2 Prozent) anstreben
- Absicherungen wie Berufsunfähigkeitsversicherung und Risikolebensversicherung abschließen
Gemeinsame Finanzierung: Darauf solltest du achten
Wenn du mit deinem Partner oder deiner Partnerin gemeinsam finanzierst, gibt es einige Besonderheiten zu beachten:
- Eigentumsverhältnisse klar regeln – wer steht mit welchem Anteil im Grundbuch?
- Vertragliche Absicherung für den Fall einer Trennung
- Gemeinsame Haftung bewusst machen – beide haften für die gesamte Summe
- Unterschiedliche Einkommenssituationen berücksichtigen und fair regeln
- Partnerschaftsvertrag oder Ehevertrag aufsetzen, der die Immobilienfinanzierung und damit verbundene Rechte und Pflichten regelt
Die eigene Baufinanzierung ist ein bedeutender Schritt zur finanziellen Unabhängigkeit und Absicherung – gerade für Frauen mit Blick auf die Altersvorsorge. Auch wenn der Weg dahin manchmal herausfordernd erscheint, kannst du mit der richtigen Vorbereitung, Wissen und Selbstvertrauen dein Ziel erreichen. Denk daran: Eine Immobilienfinanzierung ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Je früher du mit der Planung beginnst und je konsequenter du dranbleibst, desto besser sind deine Chancen auf Erfolg.