1. desired
  2. Liebe
  3. Sex
  4. Kink Shaming: Warum das Vorverurteilen sexueller Vorlieben so daneben ist

schluss damit!

Kink Shaming: Warum das Vorverurteilen sexueller Vorlieben so daneben ist

Frau mit Hasenmaske
© iStock/ IgorIgorevich

Die Geschmäcker sind verschieden: Das gilt nicht nur, wenn es ums Essen geht, sondern auch in Sachen Sexualität. Was der eine total anturnend findet, findet ein anderer abstoßend – und das ist auch völlig okay so. Problematisch wird es nur dann, wenn wir uns öffentlich oder auch nur vor unseren Freund*innen über sexuelle Vorlieben wie etwa Bondage, Sex-Partys oder einen Fußfetisch lustig machen. Wer das tut, betreibt Kink Shaming. Wir erklären dir, was das genau bedeutet und welche Auswirkungen solche abfälligen Äußerungen haben können.

Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol gekennzeichnet.  Mehr erfahren.

Sexuelle Vielfalt respektieren: Kink Shaming entsteht durch abfällige Kommentare über Vorlieben abseits der „Norm“. Dazu können zum Beispiel BDSM oder Rollenspiele gehören.

Schädliche Folgen: Abfällige Äußerungen, auch unbeabsichtigt, können dazu führen, dass Menschen sich schämen, ihre Sexualität auszuleben oder offen darüber zu sprechen – selbst mit engen Freund*innen.

Bewusster Umgang: Offenheit und respektvolle Sprache helfen, Kink Shaming zu vermeiden.

Anzeige

Was bedeutet Kink Shaming?

Anders als beim Body Shaming und Fat Shaming existiert in Sachen Kink Shaming noch kein großes Problembewusstsein. Der Begriff „Kink“ bezeichnet sexuelle Vorlieben, die sich außerhalb konventioneller Praktiken bewegen, sprich: alle Dinge, nur kein Vanillasex! Darunter fallen zum Beispiel diverse BDSM-Praktiken, Sex mit mehreren Personen oder mit sowie vor Fremden oder auch die Vorliebe für Rollenspiele. Für viele Menschen sind diese Formen der Sexualität ein fester Bestandteil ihres Lebens, weil sie mit Vanillasex nichts anfangen können. Dennoch können sie über diese Vorlieben oft nur hinter vorgehaltener Hand sprechen, da sie selbst in der vermeintlich übersexualisierten heutigen Gesellschaft oft noch als lächerlich, eklig oder gar bedenklich angesehen werden.

Was ist so problematisch am Kink Shaming?

Viele Frauen stehen zum Beispiel darauf, beim Sex dominiert zu werden oder wünschen sich, in einem einvernehmlichen Rollenspiel ein Vergewaltigungsszenario zu erleben. Hinter diesen Gelüsten müssen nicht zwingend traumatische Erfahrungen stecken, noch deuten sie auf eine psychische Erkrankung hin. Wer jedoch mit derartigen sexuellen Spielarten nichts anfangen kann, äußert sich schnell abfällig oder angeekelt darüber.

Das Problem dabei: Oft haben wir keine Ahnung davon, was unsere Freund*innen, Kolleg*innen oder Familienmitglieder hinter verschlossenen Türen tun. Wahrscheinlich können und möchten wir uns das auch gar nicht vorstellen. So kann es schnell mal passieren, dass wir uns im Beisein anderer über sexuelle Vorlieben lustig machen oder abfällig äußern und gar nicht ahnen, wenn wir in der Runde damit gerade indirekt sagen: Was du da machst, ist abartig.

Anzeige

Diese Form von Kink Shaming erfolgt meist nicht in böser Absicht, kann aber besonders junge Menschen und andere, die einen schambehafteten Bezug zu ihrer Sexualität haben, schnell schwer treffen. Noch dazu kann es dazu führen, dass manche Menschen das Gefühl bekommen, noch nicht mal mit ihren engen Freund*innen über ihre eigene Sexualität sprechen zu können.

5 Tipps, mit denen du noch mehr Spaß beim Sex haben kannst

Beispiele für Kink Shaming

Manche Spielarten – gemeint sind hier nur einvernehmliche sexuelle Praktiken – mögen zwar für einen selbst unvorstellbar erscheinen, vermutlich gibt es aber auch in deinem Umfeld Menschen, die ziemlich kinky sind. Vermeide es zum Beispiel, die folgenden Sätze zu sagen:

  • „Sex während der Menstruation? Igitt! Wie nötig haben es manche Frauen!?“
  • „Wer sich beim Sex erniedrigen lässt, bei dem ist bestimmt mal etwas ganz Schlimmes in der Kindheit vorgefallen.“
  • „Männer, die auf Dominas stehen, haben einen kleinen Schwanz.“
  • „Eine Frau, die sich Feministin nennt, kann nicht darauf stehen, dass ein Mann ihr ins Gesicht spritzt.“
Anzeige

So kannst du Kink Shaming vermeiden

Um ein Bewusstsein für Kink Shaming zu bekommen, hilft es, den eigenen Horizont zu erweitern und nicht immer von den eigenen sexuellen Vorlieben auf andere zu schließen. Mach dir bewusst, dass auch Leute aus deinem Umfeld – deine beste Freundin, dein Nachbar oder deine Kolleg*innen – womöglich auf kinky Dinge stehen könnten, auch wenn du das im ersten Moment vielleicht nicht vermutet hättest.

Natürlich solltest du dich gleichzeitig auch nicht dafür schämen, wenn du „nur“ auf Vanillasex stehst. Es kann aber helfen, in Gesprächen über Sex mehr in der Ich-Form zu sprechen, anstatt vermeintlich allgemeingültige Aussagen zu treffen.

Miriam Schell

Lasst uns alle zusammen mal etwas offener sein, okay?!

Vor kurzem ist meine neue Sex-Kolumne „Spicy Talk by desired“ online gegangen. Mein erster Artikel: ein (sehr) persönlicher Erfahrungsbericht von der ersten Kinky Party meines Lebens. Ich schreibe darin ganz offen darüber, was ich auf dieser Sex-Party gesehen – und ja – auch selbst erlebt habe. Die Reaktionen darauf? Gemischt. Denn während mir einige Leute anschließend gehypte oder auch neugierige Nachrichten geschrieben haben, gab's auf Instagram natürlich auch Kommentare à la „Kein Mensch braucht diese Kolumne“. Übersetzt: Kein Mensch will von deinen komischen, kinky Erfahrungen lesen. Fair enough. Niemand muss meine Kolumne lesen. Aber auch nicht blöd kommentieren. Denn Aussagen dieser Art sorgen nicht nur dafür, dass ich mich (zumindest im ersten Moment) etwas komisch fühle, sondern vielleicht auch dafür, dass andere Menschen, die das lesen, gar nicht erst probieren, sich sexuell neu auszuprobieren – obwohl sie das vielleicht möchten. Aus Angst vor genau solchen Reaktionen. Ein klassisches Beispiel von Kink Shaming also.

Aber warum machen Leute das? Ich glaube tatsächlich, dass sich viele Menschen von so viel Offenheit angegriffen und vielleicht auch persönlich unter Druck gesetzt fühlen. Vor allem dann, wenn das eigene Sexleben vielleicht nicht unbedingt so abwechslungsreich aussieht. Das ist natürlich das Letzte, was ich möchte. Denn a) Jeder soll das machen, worauf er Bock hat. Und b) Sex ist kein Wettbewerb. Es ist völlig okay, wenn man „nur“ Vanillasex hat und damit happy ist. Aber genauso muss es okay und akzeptiert werden, wenn es da draußen Menschen gibt, die mehr wollen. Also lasst uns doch alle ein bisschen offener sein und die blöden Kommentare steckenlassen, okay? Damit niemand das Gefühl hat, sich für etwas schämen zu müssen, das das Normalste auf der Welt ist – die eigenen sexuellen Vorlieben und Bedürfnisse.

Miriam Schell

Hat dir dieser Artikel gefallen? Diskutiere mit uns über aktuelle Trends, deine Lieblingsprodukte und den neuesten Gossip im Netz – auf Instagram und TikTok. Folge uns auch gerne auf Flipboard und Google News.