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  5. Diagnose Depression: „Es ist nicht schwach zur Therapie zu gehen, es ist stark"

Interview mit Carlotta Stegemann

Diagnose Depression: „Es ist nicht schwach zur Therapie zu gehen, es ist stark"

Carlotta Stegemann

Carlotta ist Social Media Managerin und Content Creatorin auf Instagram. Dort teilt sie ihren Alltag mit ihren Followern und spricht auch ganz offen über ihre Depressionen und ihre Therapie. Im Podcast hat sie uns erzählt, wie es zur Diagnose kam und was ihr während der Therapie besonders geholfen hat.

Dies ist eine gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir in unserer Podcast-Folge anhören.

desired: Depressionen können sich auf unterschiedlichste Art und Weise äußern. Wie hast du gemerkt, dass du Hilfe brauchst?

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Carlotta: Depressionen können sich tatsächlich ganz unterschiedlich äußern. Deshalb war ich mir auch lange Zeit gar nicht bewusst, dass bei mir vielleicht so eine Problematik vorliegt. Es gab dann aber einen großen Knall, durch den mir klar wurde, dass ich Hilfe brauche. Dabei ging es um eine sehr toxische Erfahrung mit einem Mann. Im Nachhinein bin ich froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, weil ich sonst vielleicht nie meine Diagnose bekommen hätte und heute vielleicht auch nicht so eine glückliche Beziehung führen würde. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir allerdings sehr schlecht. Ich hatte ein sehr geringes Selbstwertgefühl, war sehr antriebslos und es zeichneten sich auch erste Symptome einer Sportsucht und Bulimie ab. Mir war klar, dass ich mit einem solchen selbstverletzenden Verhalten nicht weiter machen kann und ich mir professionelle Hilfe suchen muss.

Ist es dir schwergefallen, damit so offen zu sein? Zu deinem Umfeld, aber auch dir selbst gegenüber?

Ich habe mich noch nie schwer damit getan, Schwäche zuzugeben. Oder anders gesagt: Für mich ist das überhaupt keine Schwäche, für mich ist das einfach sehr menschlich. Aus meiner Sicht ist es sogar eher eine Stärke, sich den eigenen Dämonen zu stellen. Ich habe direkt gemerkt, dass es mir sehr guttut, mich anderen anzuvertrauen. Der erste Schritt, mir selbst einzugestehen, dass es mir psychisch nicht gut geht, war deutlich schwerer. Ich habe eigentlich schon Jahre zuvor gesagt, dass mir eine Therapie sicherlich guttun könnte. Es brauchte dann aber erst diese große Eskalation, damit ich es auch wirklich umgesetzt habe.

Journaling ist eine Achtsamkeitsübung, die vielen hilft. Im Video erklären wir dir, wie es geht und warum es so gesund ist:

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Die Suche nach einem Therapieplatz ist in Deutschland nicht immer einfach. Wie lief das bei dir ab?

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Ich habe tatsächlich erst mal ein wenig gegoogelt und bin dann auf den Patientenservice 116 177 gestoßen. Das ist eine Art medizinischer Notdienst für Ärzt*innen aber auch für Psychotherapeut*innen. Dort habe ich angerufen und hatte großes Glück. Ich habe zwei Wochen später einen Termin bei einer Therapeutin ganz in meiner Nähe bekommen. Noch mehr Glück hatte ich, weil ich meine Therapeutin direkt mochte und mich sehr wohl bei ihr gefühlt habe. Ich hatte zunächst fünf Probatorik-Stunden und habe dann nach nicht ganz drei Monaten einen festen Platz bekommen.

Dass man sofort die richtige Therapeutin findet, ist sicherlich nicht selbstverständlich. Konntest du beim Patientenservice Wünsche angeben, dass du z.B. zu einer Frau möchtest oder lief die Zuteilung rein zufällig?

Dass ich mich bei ihr sofort wohlgefühlt habe, war auf jeden Fall großes Glück. Denn nur so kann man sich in der Therapie wirklich öffnen. Allen, die zunächst bei Therapeut*innen landen, bei denen sie nicht das Gefühl haben, sich fallen lassen zu können, kann ich nur raten, weiterzusuchen, denn es lohnt sich auf jeden Fall. Was genau ich bei der Suche angegeben habe, daran erinnere ich mich gar nicht mehr genau. Ich weiß auf jeden Fall, dass ich meine Postleitzahl angeben musste und deshalb eine Therapeutin vorgeschlagen bekommen habe, die ihre Praxis direkt in meinem Umfeld hat. Ich war auf jeden Fall froh, dass es sich bei der Therapeutin, um eine junge Frau gehandelt hat, weil es bei mir auch viel um das Thema Instagram ging und ich bei ihr das Gefühl hatte, dass sie damit auch etwas anfangen kann.

Wo wir beim Thema Instagram sind. Du hast deine Community dort auch an deinem Therapieprozess teilhaben lassen. Wie war das Feedback dort, wenn du über mentale Gesundheit gesprochen hast?

Ich habe eigentlich zu 99,9 Prozent positive Nachrichten bekommen. Es gab vielleicht ein oder zweimal Nachrichten, in denen Leute, hinterfragt haben, warum ich das öffentlich teile. Aber die meisten haben sich darüber gefreut, dass ich so offen darüber spreche. In unserer Gesellschaft ist es oft noch immer ein Tabu, über Depressionen oder andere psychische Krankheiten zu sprechen und deshalb waren viele dankbar, dass ich dabei helfe, dieses Tabu zu brechen. Social Media hat viele schlechte Seiten, aber auch viele gute. Und das habe ich versucht zu nutzen, um den Leuten zu zeigen, dass auf ein Leben, das auf Instagram auf den ersten Blick vielleicht perfekt scheint, nicht immer perfekt sein muss.

Dies ist eine gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir in unserer Podcast-Folge anhören.

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Bildquelle: privat

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