Chefinnen sind empathischer, sozialer und gut für's Arbeitsklima? Dafür haben sie keinen Mumm? Pah! Dass die Frauen der oberen Etage nicht lachen. Je mehr von ihnen sich am Unternehmenserfolg abarbeiten, desto ähnlicher werden sie ihren männlichen Kollegen – so eine Studie der Personalberatung Russell Reynolds Associates. Fürs Geschäft sei das gut.
Rund 4.000 weibliche und männliche Bosse hat Russel Reynolds befragt. Heraus kam, dass sich Frauen in Führungspositionen, solange nicht allein unter Männern, nicht anders verhalten als die männlichen Kollegen. Anders gesagt: Je höher der Frauenanteil, desto geschlechtsunspezifischer ist das Verhalten. „Sobald Frauen ihren Exotenstatus verlieren, können sie ihre Stärken deutlich leichter ausspielen“ so ein Berater des Unternehmens.

Sind weniger als 21 Prozent der Chefetage mit Frauen besetzt, entspricht die Chefs noch weitgehend dem klassischen Stereotyp: Männer sind wettbewerbsorientierter, Frauen sozialer. Ist der Anteil der Frauen in Führungspositionen aber höher als 21 Prozent, gleichen sich Frauen ihren Kollegen hinsichtlich Durchsetzungsstärke und Wettbewerbsorientierung an, ab 26 Prozent ist kein Unterschied mehr auszumachen. Männer wie Frauen richten dann ihre Entscheidungen weniger auf ihr soziales Umfeld aus.
Erst ab diesen 26 Prozent könnten sich Führungsgremien optimal entwickeln. Denn mehr Frauen verbesserten die individuellen Führungsfähigkeiten der gesamten Chefetage. Während sich eine einzelne Frau auf dem Chefsessel unter Druck fühle, Weiblichkeit auszustrahlen, würden bei der Präsenz vieler Frauen beide Geschlechter insgesamt fokussierter, kompetitiver, erfolgreicher – und härter.
Geschlechtsspezifische Unterschiede lösen sich auf
Unabhängig vom Geschlecht näherten sich Manager bei steigendem Frauenanteil dem idealen Topentscheider an. Dieser sei sehr leistungsorientiert, könne Menschen emotional mitnehmen und auch härtere Entscheidungen treffen, wenn nötig. Geschlechtsspezifische Unterschiede lösten sich auf. Unternehmen können daraus großes Kapital schlagen: Viele Frauen in Führungspositionen wirken „wie ein Katalysator und kann das gesamte Management auf ein neues Qualitätslevel heben“, so der Berater.
Nur 14 Prozent Frauen in Führungspositionen

Hierzulande agieren die Chefinnen demzufolge noch eher „weiblich“, denn nur 14 Prozent aller Managerposten sind von Frauen besetzt – im Vergleich zu 22 Prozent weltweit. Deutsche Unternehmen müssten den Frauenanteil im Management also ungefähr verdoppeln, um von den positiven Effekten zu profitieren.
Zumindest die DAX-Konzerne scheinen auf einem guten Weg zu sein: Seit 2010 hat sich der Anteil der Frauen in Führungspositionen von rund sieben Prozent auf aktuell fast 30 Prozent erhöht. Noch rund 1.300 zusätzliche Managerinnen müssten die Konzerne in den Vorstand sowie die erste und zweite Führungsebene holen, um die 30-Prozent-Quote der Aufsichtsräte umzusetzen.