Einer neuen Studie zufolge bekommt jeder siebte deutsche Schüler Nachhilfe. Für Bildungsforscher ist dies eine besorgniserregende Entwicklung: Wird Bildung nun eine Frage des Geldes?
So ziemlich jeder von uns hat es während der Schulzeit mindestens einmal erlebt: Die Klassenarbeit ist in die Hose gegangen und im Heft prangt eine Vier, Fünf oder sogar Sechs. Wenn durch mehrere schlechte Noten sogar die Versetzung gefährdet war, wurde oftmals mit ein paar Nachhilfestunden im wahrsten Sinne des Wortes nachgeholfen. Wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung nun zeigt, war die Zahl der Schüler, die Nachhilfe in Anspruch nehmen, im Schuljahr 2014/15 ganz besonders hoch.
Etwa 1,2 Millionen Kinder sollen demnach Nachhilfeunterricht bekommen haben. Dies betreffe jedoch nicht nur Schüler, deren Versetzung ansonsten gefährdet gewesen wäre. Rund ein Drittel wolle mit der Nachhilfe befriedigende bis gute Leistungen zusätzlich verbessern. Befragt wurden etwa 4.300 Eltern von Kindern zwischen sechs und sechzehn Jahren. Die meiste Hilfe nehmen Gymnasiasten in Anspruch.
Mit besseren Noten die Chancen steigern
So werde Nachhilfe nicht nur genutzt, um schlechte Leistungen auszugleichen, sondern auch, um mit besonders guten Leistungen zum Beispiel die Gymnasialempfehlung zu bekommen oder die Noten auf dem Abschlusszeugnis zu verbessern, um dadurch höhere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Die Problemfächer, in denen Nachhilfe erteilt wird, sind Mathematik (61 Prozent), Fremdsprachen (46 Prozent) und Deutsch (31 Prozent). Dafür geben Eltern rund 90 Euro im Monat aus.
Schulen sollten besser fördern
Dass private Nachhilfe so häufig in Anspruch genommen wird, ist für Bildungsforscher wie Professor Klaus Klemm eine besorgniserregende Entwicklung. Er sieht es als Kernaufgabe der Schulen, die Schüler besser zu fördern, sodass Nachhilfe gar nicht erst nötig wird. „Wenn schulischer Erfolg von privat finanziertem Unterricht abhängt, ist das ein Einfallstor für Ungleichheit bei den Bildungs- und Aufstiegschancen“, wird der Studienautor von „T-Online“ zitiert. Im internationalen Vergleich belegt Deutschland in Sachen Nachhilfeunterricht hingegen dennoch einen der hinteren Plätze. In Japan bekommen beispielsweise mit fast 70 Prozent mehr als doppelt so viele 15-jährige Schüler Mathe-Nachhilfe wie in Deutschland mit etwa 29 Prozent.
Nachhilfe kann sehr hilfreich sein, wenn Dein Kind um seine Versetzung kämpfen muss. Dennoch sehen Bildungsforscher die Entwicklung in Deutschland kritisch und halten beispielsweise nichts von „präventiver Nachhilfe“, um bereits guten Schülern noch bessere Noten zu bescheren.
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