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Definition

Was genau ist Feminismus? Das musst du über den Kampf für Gleichberechtigung wissen

Was ist Feminismus

Wer an Feminismus denkt, der denkt vielleicht an Aktivistinnen wie Alice Schwarzer, vielleicht aber auch an Musikerinnen wie Shirin David oder Nicki Minaj – denn auch die stehen offen dazu, Feministinnen zu sein. Wurde „Feministin“ früher nahezu als Schimpfwort genutzt, sind heute immer mehr Frauen stolz darauf, sich für ihre Rechte einzusetzen. Doch wenn Feminismus so unterschiedlich aussehen kann, wie definiert man ihn dann überhaupt? Wir haben uns die Frage gestellt: Was ist Feminismus? In diesem Text wollen wir sie möglichst einfach beantworten.

Kurzdefinition: Was ist Feminismus?

Der Duden definiert Feminismus als „Oberbegriff für verschiedene Strömungen, die sich für die Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Freiheit aller Geschlechter, v. a. von Frauen, und gegen Sexismus einsetzen.“ Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort für Frau „femina“ ab. Feminismus ist geprägt vom politischen Aktivismus und dem Kampf für Frauenrechte und Female Empowerment. Heute machen Feminist*innen ihre Haltung jedoch auch in Form von Statements auf Social Media, in Musik, Literatur oder Filmen deutlich. Um Feminismus besser zu verstehen, ist es sinnvoll, sich seine lange Geschichte anzuschauen.

Die Geschichte des Feminismus

Feminismus ist kein neues Phänomen, er hat im vergangenen Jahrhundert jedoch immer mehr an Bedeutung gewonnen. Seine Anfänge findet er bereits in der französischen Revolution, vielleicht sogar noch eher. Erste feministische Werke sollen bereits im 17. Jahrhundert entstanden sein. Die erste große Welle des Feminismus wird jedoch ins 19. Jahrhundert datiert.

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Insgesamt spricht man beim Feminismus von drei Wellen, in denen teils unterschiedliche Dinge gefordert wurden, was auch auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten der beteiligten Frauen zurückzuführen ist.

Die erste Welle des Feminismus

In den USA geht die erste Welle des Feminismus und der Frauenrechtsbewegung eng mit der Anti-Sklaverei-Bewegung einher. Frauen erkannten, dass nicht nur die afroamerikanische Bevölkerung nicht dieselben Rechte hatten wie amerikanische Männer, sondern auch sie. So entstand 1848 die „Declaration of Sentiments“, in der gleiche Rechte für Männer und Frauen gefordert wurden. Die ersten Frauenrechtlerinnen wurden auch als Suffragetten bezeichnet, was sich auf ihre Forderung nach dem Wahlrecht (engl. suffrage) bezieht. Zeitgleich erstarkte die Frauenrechtsbewegung in Europa. In Deutschland etwa wurde 1865 der „Allgemeine Deutsche Frauenverein“ gegründet. Sowohl in Europa als auch in den USA wurde in der ersten Welle des Feminismus vor allem für die Erteilung grundlegender Rechte etwa auf politische Mitbestimmung, Erwerbsarbeit oder Bildung gekämpft.

Die zweite Welle des Feminismus

Die zweite Welle hatte ihre Hochzeit in den 60er- und 70er-Jahren. Zunächst in den USA, dann entstanden auch in Europa immer mehr autonome Frauengruppen, in denen vor allem viele Studentinnen aktiv waren. Noch immer kämpften sie darum, die gleichen Rechte wie Männer zugesprochen zu bekommen. So brauchten Frauen etwa bis 1977 die Erlaubnis ihres Ehemannes, um einen Beruf auszuüben. Selbstbestimmung und Chancengleichheit, aber auch sexuelle Freiheit waren zentrale Forderungen. Es ging darum, die traditionelle Rollenverteilung zu brechen. Ein Kampf, der teils noch bis heute andauert.

Die dritte Welle des Feminismus

Die dritte Welle des Feminismus begann in den 90ern. Der Begriff „Third-Wave-Feminism“ wurde von der Frauenrechtlerin Rebecca Walker geprägt. Die dritte Welle orientiert sich an den Zielen der zweiten Welle, allerdings ist sie inklusiver. Denn in der zweiten Welle standen in erster Linie wohlhabende weiße Frauen im Vordergrund, die nicht das typische Leben einer Mutter und Hausfrau führen wollten. Damit war die Bewegung oftmals weit weg von der Lebenssituation vieler BIPOC-Frauen, die arbeiten mussten, um ihre Familien zu ernähren – allerdings in prekären Verhältnissen. Die dritte Welle des Feminismus wollte diverser sein auch auf die Probleme dieser Frauen aufmerksam machen, ebenso wie auf die Probleme von Trans-Frauen und anderen Menschen, die sich nicht mit den klassischen Geschlechterbildern identifizieren konnten.

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Im Video haben wir die wichtigsten Fakten über den Feminismus noch einmal für dich zusammengefasst:

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Was wollen Feminist*innen?

Oftmals wird Feminist*innen vorgeworfen, sie würden Männer hassen und Frauen bevorteilen wollen. Tatsächlich geht es beim Feminismus jedoch um Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Solange Frauen hier in der schwächeren Position sind und in vielen Bereichen gegenüber Männern benachteiligt werden, ist es nur logisch, dass der Feminismus sich in erster Linie mit der Vertretung ihrer Interessen beschäftigt. Dabei geht es jedoch nicht darum, Männern etwas wegzunehmen, sondern allen die gleiche Chance auf Bildung, eine Karriere, sexuelle Entfaltung und andere Grundrechte zu geben. Feminist*innen wollen also, dass jede*r die Möglichkeit bekommt, das Leben zu führen, was er/sie sich für sich selbst wünscht. Das gilt nicht nur für Menschen, die sich mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren, sogenannte Cis-Frauen und -Männer, sondern auch für alle Mitglieder der Trans-Community.

Ein weiteres Klischee ist es, dass Feminist*innen gegen alles typisch Weibliche seien und dafür kämpfen würden, dass Frauen sich wie Männer verhalten. Auch hierbei handelt es sich um ein Vorurteil, denn beim Feminismus soll es eben gerade nicht darum gehen, einem bestimmten Bild zu entsprechen, sondern sich so zu kleiden und verhalten, wie man es selbst für richtig hält. Das kann weiblichen Klischees entsprechen, muss es aber nicht. Deshalb wird Feminismus auch so unterschiedlich ausgelebt. Während die einen ihre Weiblichkeit feiern, sind die anderen froh darüber, sich nicht typisch weiblich geben zu müssen, weil sie andere Vorlieben haben. Dass alles, was typisch weiblich ist, teilweise auch von Feminist*innen noch abgelehnt wird, hängt mit „verinnerlichter Misogynie“ zusammen. Weil die Gesellschaft uns so lange eingeredet hat, dass männliche Attribute positiv und weibliche negativ sind, haben wir dieses Bild teils verinnerlicht. Doch auch das ist eine Sache, die gegen Feminismus ankämpft.

Feminismus heute: Warum brauchen wir ihn noch immer?

Blickt man ins 19. Jahrhundert zur ersten Welle des Feminismus zurück, wird deutlich, wie viel Frauenrechtler*innen bereits erreicht haben. Doch das heißt nicht, dass es keinen Feminismus mehr braucht. Auch in Ländern wie Deutschland, in denen Frauen und Männer offiziell gleichgestellt sind, gibt es noch immer gesellschaftliche Unterschiede. Das bekannteste und vielleicht ungerechteste Beispiel ist wohl der Gender Pay Gap, der in Deutschland bei etwa 19 Prozent liegt (Stand 2019). Frauen bekommen noch immer häufig für dieselbe Arbeit weniger Geld als ihre männlichen Kollegen. Das Gehaltsgefälle wird zudem noch vergrößert, weil Frauen häufiger eine Auszeit vom Job nehmen oder in Teilzeit arbeiten, um sich um die Kinder zu kümmern. Das wiederum führt dazu, dass sie im Alter weniger Rente bekommen und öfter von Altersarmut betroffen sind.

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Darüber hinaus gibt es viele kleine Punkte, an denen wir sehen, dass Frauen und Männer noch immer nicht gleichbehandelt werden. Etwa dann, wenn es angesehen ist, dass ein Mann viele unterschiedliche Sexualpartnerinnen hat, eine Frau mit vielen Sexualpartnern jedoch als „billig“ gilt. Viele dieser Ungleichheiten fallen zum Nachteil von Frauen aus. Der Feminismus setzt sich jedoch auch dafür ein, dass Männer mit ihren traditionellen Rollenbildern brechen können. Schließlich werden Männer, die ihre Gefühle zeigen, oftmals noch immer als schwach angesehen, was nicht nur ein veraltetes Weltbild reproduziert, sondern auch gefährlich werden kann. Denn aufgrund solcher Klischees gehen Männer Studien zufolge seltener zum Arzt, sodass Krankheiten oft zu spät erkannt werden und begehen häufiger Suizid.

Was ist intersektionaler Feminismus?

Ein weiterer Grund, warum Feminismus heute noch immer so wichtig ist, besteht darin, dass Gleichberechtigung oftmals nur für privilegierte Frauen gilt. Aktuell gewinnt deshalb der intersektionale Feminismus eine immer größere Rolle. Intersektionalität meint das Überlappen und sich gegenseitige Bedingen unterschiedlicher Formen der Diskriminierung. Schwarze Frauen etwa erfahren Diskriminierung wegen ihrer Hautfarbe und ihrer Weiblichkeit. Ihre Erfahrungen sind dabei sowohl anders als die Schwarzer Männer als auch als die weißer Frauen. Ist jemand auf mehreren Ebenen von Diskriminierung betroffen, bilden sich oftmals ganz neue Probleme. So kann es etwa sein, dass Frauen aufgrund ihrer Hautfarbe oder einer Behinderung in besonderem Ausmaß sexualisiert werden. Der intersektionale Feminismus konzentriert sich auf die Zusammenhänge dieser verschiedenen Dimensionen und setzt sich verstärkt für die Belange nicht privilegierter Frauen ein.

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Die Geschichte des Feminismus zeigt, dass Frauenrechtler*innen in den letzten Jahrzehnten bereits sehr viel erreicht haben. Gleichzeitig ist aber auch heute noch viel zu tun. Feminismus möchte, dass unsere Welt gerechter wird – für alle Menschen. Die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie hielt 2012 einen Ted Talk mit dem Titel „We Should All Be Feminists“. Das Zitat ist mittlerweile Kult und hat einen wahren Kern. Denn 2021 sind Feminist*innen keine radikale Randgruppe mehr, die außerhalb der Gesellschaft steht, sondern ein klarer und wichtiger Teil von ihr, der unser aller Unterstützung benötigt. Um Feminist*in zu sein musst du nicht jede Woche auf eine neue Demo gehen. Wir können die Bewegung auch im Kleinen unterstützen, indem wir im Alltag auf Ungerechtigkeiten aufmerksam machen und uns für unsere Rechte und die anderer stark machen.

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Bildquelle: istock/jacoblund

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